112 B. Gesetz über den Belagerungszustand.
des Täters für ihn trotz aller Gewissenhaftigkeit und
Sorgfalt bei der Auslegung der Vorschrift nicht zu ver-
meiden war, als Schuldausschließungsgrund gelten.“
Man kann dieser Auffassung, zu der sich das
BayObLG. in einem Urteile vom 20. Januar 1916 (Beibl.
In Bl. 1916 S. 80) erneut bekannt hat, wenn und sofern
man überhaupt die Lehre vom error iuris criminalis
anerkennt, nur beistimmen, denn sie mildert Härten in der
Rechtsprechung, die — zumal vor dem Erlaß der Lex
Schiffer — von weiten Kreisen mit Recht als unerträg-
lich empfunden worden sind. .
d) Es liegt im Wesen der Polizeidelikte, als welche die
Verbote des Militärbefehlshabers aus § 9 b ihrer sicher-
heitspolizeilichen Natur wegen immer — anders
RG. vom 2. Juli 1915 IV 350/15, Recht 1915 S. 516
Nr. 841, wonach es auf Grund und Zweck der Anord-
nung, den besonderen Inhalt der einzelnen Vorschriften
ankomme — zu alikzzieren sind (vgl. übrigens auch
BayoObLG. vom 28. Januar 1915, Beibl. Bay JM Bl.
1915 S. 27. und die interessanten Bemerkungen Gold-
schmidts in JW. 1915 S. 1226 Anm. 2), daß sie
auch fahrlässig begangen werden können (vgl. Frank,
Kommentar S. 651 gegen Ende und die dort Zitierten,
Olshausen aaO. Vorbemerkung zum 29.,-Abschnitt
Anm. 2 Abs. 2, siehe auch RG. vom 12. Appil 1915,
111 145/15, LZ. 1915 S. 622 Nr. 3, Recht 1915 S. 282,
DJZ. 1915 S. 717, Pr VerwBl. 37 S. 20; 7. Mai
1915 IV 47/15, DJZ. 1915 S. 924, Recht 1915 S. 345,
LZ3. 1915 S. 973, Pr Verw l. 37 S. 21; 31. Mai 1915
III 220/15, Recht 1915 S. 346 Nr. 560, L3. 1916
S. 901 Nr. 3; 31. Mai 1915 III 139/15, Recht 1915
S. 346 Nr. 560, LZ. 1915 S. 902, PrVerw Bl. 37
S. 20; 2. Juli 1915 IV 350/15, Recht 1915 S. 516
Nr. 841; 8. Juli 1915 1 409/15, Recht 1915 S. 516
Nr. 842), weil der gesetzgeberische Zweck gerade der ist,
ein polizeigemäßes Verhalten einzuschärfen. Das wird
von besonderer Bedeutung gerade bei irrtümlicher Un-
kenntnis der Anordnungen des Millitärbefehlshabers.
Denn nach § 59 II St GB. ist ein Irrtum bei fahrlässig
begangenen Handlungen dann strafbar, wenn die Un-
kenntnis selbst durch Fahrlässigkeit verschuldet ist. Un-