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sich vollzieht, so muß man bei strenger Auslegung, wenn
und insoweit Formvorschriften für Erlaß und Veröffent-
lichungen sowie Bestimmungen über einen verwaltungsrecht-
lichen Rechtsmittelzug bestehen, auch jene Normen als beie
Anordnungen des Militärbefehlshabers beachtlich ansehen?).
So besonders Siebert, Dötrz. 1915 S. 103.
2. Gerade aus dem Schweigen des Gesetzes, und zwar
sewolh des * 4 wie des Art. 68 RV., entnehmen andere,
zund
a) für die Frage der Beobachtung von Form-
vorschriften, daß nach dem Willen des Gesetzgebers die
Wirksamkeit von militärischen Anordnungen solchen nicht
unterläge, daß „vielmehr jede Form der Bekanntmachung
genügt, die 5 nach Lage der Verhältnisse des Einzel-
falles ermöglichen läßt und geeignet ist, die Anordnung
zur Kenntnis der beteiligten Bevölkerungskreise zu bringen“
(so RG. vom 14. Januar 1915 in REStrafs. 49 S. 7),
1) Nicht ohne Interesse ist es, daß der französische Staats-
rat bei Auslegung des dem § 4 des preuß. Gesetzes von
1851 zeitlich vorangehenden Gesetzes vom 9. August 1849
(&. 7) in einem Urteil vom 6. August 1915 die beiden
wichtigen Grundsätze aufgestellt hat:
„1. Pétat des siège est un régime de 16galité, avec
contröle jurisdictionnel des actes des autoritös
militaires ou civiles,
2. la loi du 9 acoüt 1849, en autorisant I’exercice
par Pautoritö militaire des pouvoirs de police con-
fürés par les lois à Dautorité civile, waugmente ni
ne modifie ces pouvoirs“. Vgl. dazu JIsze in Revue
de droit public 1915 S. 704—713. Vgl. auch
Reinach, Fétat de sisge, 1885, S. 165, wo zwischen
dem Falle des Art. 7 (entsprechend S§ 4 I) und dem des
Art. 9, der gewisse Verfassungsgarantien aufhebt, unter-
schieden wird. Für den Fall des Art. 7 meint Reinach:
„la nature des pouvoirs ne change pas avec la
qualité des personnes qui en sont investies; les
citoyens auront donc exactement les méömes recours
que si Facte illéögal avait ötö commis par une
autorit5 civile.“