Full text: König Albert von Sachsen. Ein Lebensbild.

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hörte man mit Stolz, wie Herr von Beust gegenüber dem 
russischen Kanzler Fürsten Gortschakoff, der den deutschen 
Bund hatte zur Ruhe verweisen wollen, derb abfertigend 
aufgetreten sei. In den leitenden Kreisen der Regierung 
aber, d. h. in dem Kopfe des Herrn von Beust, bildete sich 
damals sein Lieblingsgedanke aus, die deutschen Mittel- 
und Kleinstaaten neben den beiden Vormächten Preußen und 
terreich zu einer dritten Großmacht zu vereinigen, aber 
jedenfalls eher unter Anlehnung an den Kaiserstaat, als an 
Preußen. Das königliche Haus war für die Sache Österreichs 
aus Gründen der Verwandtschaft und Freundschaft, aber auch 
weil es unmittelbar durch den Umschwung in Italien ge- 
schädigt war. Hatten doch die Herrscher von Parma, Tos- 
kana und Modena vor der wachsenden Einheitsbewegung in 
ihren Landen diese verlassen müssen und wenn auch im 
Züricher Frieden ihre Rückführung ausgemacht worden war, 
so blieb diese Bedingung doch lediglich auf dem Papier be- 
stehen. 
Das sächsische Korps war am 18. Mai marschbereit; 
es sollte mit den kurhessischen und nassauischen Truppen zu- 
sammen das IX. deutsche Bundes-Armeekorps, bilden und 
der Oberbefehl über dieses in die Hände des Kronprinzen 
Albert gelegt sein. Aber ehe es zur Verwendung kam, war 
die Verständigung von Villafranca eingetreten und damit 
waren die Kriegshoffnungen nicht nur der Armee, sondern 
auch manches großdeutschen Patrioten geknickt worden. 
Mitten in diesen kriegerischen Lärm hinein klang am 
sächsischen Hofe friedliche Hochzeitsmusik. Am 11. Mai 1859 
erfolgte zu Lissabon die Vermählung des Prinzen Georg 
mit der Infantin Marie Anna von Portugal (geboren am 
21. Juli 1843). Das junge Paar reiste dann von Lissabon 
über England nach der Heimat, kam am 26. Mai in Moritz- 
burg an, aufs herzlichste von der königlichen Familie empfangen, 
und hielt am folgenden Tage seinen festlichen Einzug in 
Dresden. Aber auch Trauer brachten diese Jahre. Am 
8. Oktober 1857 wurde von langem Leiden die älteste 
Tochter des Königs Johann, die 1827 geborene Prinzessin 
Maria durch den Tod erlöst. Tiefer schmerzte das plötzliche 
Hinscheiden der erst 19 jährigen und vor kurzem mit dem 
  
 
	        
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