— 166 —
riefen einen gewissen Wladislav zu ihrem Herzog aus, und ihr mit
Swatopluk ausgezogener Heerhaufen kehrte eiligst nach Böhmen zurück.
Infolge des Abzugs der Böhmen geriet Heinrichs Heer in bedenkliche
Lage. Der Vermittelung Wiprechts, dem er freilich die Wiedereinsetzung
von dessen Schwager Borivoi versprechen mußte, hatte er einen glück-
lichen Abzug zu danken. Ein dankbares Gemüt gehörte aber nicht zu
den Eigenschaften des Königs Heinrich. Wiprechts gleichnamiger Sohn
war noch in den letzten Monaten nach Böhmen vorgedrungen; bei
ihm befand sich der Oheim Borivoi. Auch der Polenherzog lieh
helfende Hand. So sah sich der neue Böhmenherzog Wladislav gedrängt,
König Heinrich um seinen Schiedsspruch zu bitten. Der erschien An-
fang 1110 in Böhmen und lud den jüngeren Wiprecht mit Borivoi
und den neuen Böhmenherzog Wladislav nach Rokizan, um sie da
ihre Sache führen zu lassen. Treuloserweise ließ aber Heinrich hier
den jüngeren Wiprecht und seinen Oheim gefangen nehmen und nach
der Burg Hammerstein am Rhein abführen, während er Wladislat#“
als Herzog bestätigte. Mit Recht war Wiprecht über den Verlust
des Sohnes außer sich; aber wohl oder übel mußte er gute Miene
zum bösen Spiel machen und sich zur Befreiung des Sohnes zu
namhaften Opfern verstehen. Die Gaue Budissin und Nisani, die einst
das Leibgedinge seiner übrigens vor mehr als einem Jahre (17. Dezember
1108) gestorbenen Gemahlin Judith gebildet hatten und in deren Besitz
er von dem nachher von ihm verratenen Kaiser Heinrich IV. bestätigt
worden war, ingleichen die Herrschaften Leisnig und Morungen mußte
er an Heinrich V. abtreten, der alles an dem ihm unbedingt treu
ergebenen Grafen Hoyer von Mansfeld verlieh. Nun kam Wiprecht
der Jüngere zwar frei und erhielt zum Trost Eckardsberga, aber eine
Entschädigung für die erlittenen Verluste und die ausgestandene Sorge
war es nicht. Noch aber verharrte der Vater beim Kaiser. Zwar
nahm er nicht an dem berühmten Römerzuge Heinrichs V. von 1110/1111
teil, auf dem dieser den Papst Paschalis II. zur Kaiserkrönung zwang und
so tief demütigte, wie es selbst zu Kanossa dem Kaisertum nicht angethan
worden war, aber im Jahre 1112 war er bei dem Zuge Heinrichs
gegen Herzog Lothar von Sachsen, der 1106 dies Herzogtum nach
dem Tode des Herzogs Magnus von Heinrich V. erhalten hatte und
durch seine Gattin Richenza mit dem wettinischen Hause in naher