Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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geflüchtet war, und brachte den jungen Ulrich von Hutten mit, der 
von da an nicht aufhörte, mit den erfurter Poeten in enger Beziehung 
zu bleiben und dem bekanntlich das Schicksal eine epochemachende Rolle 
in dem Kampfe gegen Rom zugedacht hatte. Von ganz besonderem 
Einfluß auf die junge Poetenschar war aber endlich nicht ein erfurter 
Gelehrter, sondern der gothaische Kanonikus Mutianus Rufus, der 
seine Vorbildung in Erfurt erlangt hatte. Er hieß eigentlich Konrad 
Muth und war als der Sohn wohlhabender Eltern in dem hessischen 
Städtchen Homburg am 15. Oktober 1471 geboren worden. Nachdem 
er die ersten Bildungsjahre seiner Jugend zu Deventer in Holland 
auf der als humanistisch weitgerühmten Schule des Alexander Hegius 
zugebracht hatte als Mitschüler des später so vielgenannten Erasmus 
von Rotterdam, bezog er in seinem 15. Lebensjahre die Universität 
Erfurt, erlangte dort 1492 die philosophische Magisterwürde, lehrte 
zwar dem Brauche nach die vorgeschriebene Zeit noch zu Erfurt, wandte 
sich aber, ciner längst empfundenen Sehnsucht folgend, nach Italien. 
Er fand dort Eingang in die bedeutendsten Gelehrtenkreise, erlangte 
nach längerem Aufenthalt in Bologna den Doktorgrad der Rechhte, 
hielt sich dann in Rom auf und lernte da, wie später Luther 
auch auf seiner Romfahrt vom Jahre 1511, an dem eigentlichsten 
Platze die Entartung der Kirche kennen. 1502 zurückgekehrt, nahm 
er zwar ein Amt am hessischen Hofe an, aber die Teilnahme an 
Staatsgeschäften hatte für ihn den Reiz verloren, seit er sich mit der 
Antike vertraut gemacht hatte. Er meinte seinen Studien besser nach- 
gehen zu können, wenn er ein geistliches Amt übernähme, und fand 
1503 Stellung als Kanoniker in Gotha. Freilich wurde ihm hier 
nicht die erwartete glückselige Ruhe, da seine Mitkanoniker, meist 
schon ältere Leute und namentlich ungebildete Geistliche, nicht das 
mindeste Verständnis für die klassischen Studien hatten, ja sogar Un- 
glauben und Ketzerei dahinter witterten. Um so engeren Verkehr unter- 
hielt er darum einerseits mit dem feingebildeten Abte des nahen Klosters 
Georgenthal, Urbanus, in dem auch eine Zeit lang Georg Spalatin 
eine Stellung gefunden hatte, ehe er dem Rufe des Kurfürsten nach 
Wittenberg folgte, anderseits mit dem Poetenkreise der Universität 
Erfurt, den bald er mit seinem Besuch erfreute, bald zu sich nach 
Gotha in fein gastfreies Haus zog. Es wurden da poetische Aufgaben
	        
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