Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 2. Abteilung. Von der Landesteilung von 1382 bis zum Übergange der Kurwürde an die Albertiner (1547). (2)

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auch die Anweisung, nicht nur Böhmen zum vollen lirchlichen Gehorsam 
zurückzubringen, sondern auch die von ketzerischem Geiste angesteckten 
Nachbargebiete zu säubern. 
Luther erschrak anfangs über die Schrift des Römers; denn noch 
glaubte er völlig auf dem Boden der Kirche zu stehen; wenn aber der 
Popst der Meinung seines Palastmeisters beistimmte, so war das ja 
schon so viel, als ob er als Ketzer verurteilt und aus der Kirche 
gestoßen sei. Doch ermutigte ihn der von allen Seiten sich kundgebende 
Beifall; namentlich schlossen sich die wittenberger Kollegen an ihn an, 
und in der Person des Georg Spalatin besaß er einen treuen Freund, 
der das Vertrauen des Kurfürsten in reichem Maße genoß und bei 
diesem zu seinen Gunsten sprach. So wandte er sich voller Mut auch 
gegen die Angriffe des kölner Dominikaners Hoogstraten und des 
Dr. Mayr von Eck in Ingolstadt, disputierte dann mit Erfolg zu 
Heidelberg, wohin er als Distriktsvikar der Augustiner zu einem Kapitel 
seines Ordens gegangen war, und zwar unter großem Zulauf namentlich 
seitens der Universität. Nach Rom aber sandte er eine Rechtfertigungs- 
schrift, in der er versprach, sich der päpstlichen Entscheidung zu unter- 
werfen. 
In diesem kritischen Zeitpunkt trat in der zweiten Hälfte des 
Jahres 1518 der Reichstag zu Augsburg zusammen, berufen, um über 
die Türkengefahr zu beraten und einen von Kaiser und Papst verab- 
redeten Kreuzzug gegen die Ungläubigen in Szene zu setzen, entsprechend 
dem Beschlusse des im März 1517 verabschiedeten Laterankonziles. 
Der eigentliche Beweggrund war aber doch ein anderer, wennschon 
die Türken ihre Raubzüge regelmäßig über Ungarn und die östlichen 
österreichischen Kronländer, ja gelegentlich über Ssterreich selbst aus- 
zudehnen pflegten; auch der Papst durfte sich in Italien nicht unbe- 
dingt sicher fühlen; denn die türkischen Korsaren konnten jeden Augen- 
blick, wenn ihnen der Einfall kam, eine räuberische Landung auch im 
Kirchenstaat versuchen. Aber obgleich von einer wirklich drohenden 
Gefahr recht wohl gesprochen werden konnte und mußte, so waren die 
deutschen Fürsten weit davon entfernt, Maximilian und dem Papste 
eine Hilfeleistung zu gewähren. Mit Ingrimm erinnerte man sich 
der früheren Fälle, bei denen man sich getäuscht gesehen hatte; man 
verwarf also zwar die Türkensteuer als eine unerhörte Neuerung, aber
	        
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