Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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zwischen den Orthodoxen und Philippisten, übrigens in wohl- 
meinendster Absicht klarlegte, allerdings so, daß die Hinneigung 
zu den Heidelbergern zutage trat; nun hatte er an diesem Briefe 
und dem anderen nach sofortiger Verhaftung Schützens und Stößels 
ergriffenen Material den unwidersprechlichen Beweis, daß man 
ihn so ganz allmählich zu einem Calvinisten hatte machen wollen. 
Er fand aber auch, daß eine Anzahl hochgestellter Männer im 
Einverständnis gewesen waren, wie der Kanzler Kysenwetter, 
der Oberhofrichter von Zeschau, vor allem aber der kurfürstliche 
Leibarzt und Professor zu Wittenberg, Kaspar Peucer und 
der Geh. Kammerrat Georg Cracow. JZener, der Schwieger- 
sohn Melanchthons, zu Wittenberg als Professor der Medizin 
wie der Geschichte gleich angesehen, zeitweilig auch Rektor der 
Universität, stand beim Kurfürsten in so hohen Ehren, daß 
er ihn sogar 1571 zum Paten bei seinem jüngsten Prinzen 
gemacht hatte. Auch die Kurfürstin hielt große Stücke auf ihn. 
Nun las der Kurfürst Außerungen von ihm, wie z. B. in einem 
Briefe an Schütz: „Hätten wir Mutter Annen erst, so sollt es 
nicht not haben, den Herren wollten wir auch bald kriegen.“ — Ein 
gleich bedeutender Mann war der aus Pommern gebürtige Cracow, 
der von Greifswald nach Wittenberg als juristischer Professor 
gekommen war. Nachdem er mehrfach auf Reichstagen tätig ge- 
wesen war, zog ihn der Kurfürst nach dem Falle Ulrich Mord- 
eisens an dessen Stelle als Kammerrat in seinen persönlichen 
Dienst. Als solcher wirkte er bei der Exekution gegen Johann 
Friedrich den Mittleren mit und bewies bei dem peinlichen Ver- 
höre des ernestinischen Kanzlers Christian Brück eine unsym- 
pathische Härte. Besondere Verdienste erwarb er sich bei der 
Neuordnung der sächsischen Rechts= und Verwaltungsverhältnisse, 
der sog. Konstitution des Kurfürsten August, vom Jahre 1572, 
deren Redaktor er in der Hauptsache war. Auch er hatte, und 
zwar etwas schärfer als Percer, in seinen Briefen seine Mei- 
nung über die Kurfürstin an den Tag gegeben, indem er von dem 
Gynäkeion (Weiberhaus) und der Gynäkokratie (Weiberherrschaft) 
am sächsischen Hofe schrieb. 
Der Kurfürst schäumte vor Wut und Rachsucht, daß man
	        
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