Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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1769 auf 65 und stand zwanzig Jahre später über Pari trotz der 
Herabminderung des Zinsfußes auf 3 Prozent. In großherziger 
Weise verzichtete, um die prompte Rückzahlung zu ermöglichen, 
der Kurfürst vorderhand auf die Amortisation der an die 
Kammer geschuldeten Beträge aus der Steuerkasse. Die Armee- 
forderung seines Vaters setzte er von 1677333 Talern auf 
1 Million herab, von der er auch noch 150000 Taler auf 
seine eigene Kasse übernahm. So konnte man auch die Gehälter 
jetzt wieder voll ausbezahlen, die von Brühl widerrechtlich ein- 
gezogenen Depositengelder zurückerstatten, den frommen Stiftungen 
aufhelfen und vor allem den Etat einer Malerakademie zur Freude 
der Kurfürstin, wenn auch zunächst nur mit 16000 Talern 
einstellen. Nach dem Plane des Hamburgers Christian Ludwig 
von Hagedorn wurde die „Akademie der zeichnenden und bilden- 
den Künste“ am 1. März 1764 eröffnet und veranstaltete schon 
im folgenden Jahre eine Gemäldeausstellung. 
Merkwürdigerweise faßte auch ein so nüchtern denkender Fürst 
wie Friedrich Christian unter dem Einflusse seiner ehrgeizigen 
Gemahlin die polnische Königskrone ins Auge. Wenn er aber 
am 5. Okt. 1763 an den Primas von Polen u. a. schrieb, daß, 
wenn die polnische Nation geneigt sei, ihm die Krone zu über- 
tragen, alle benachbarten Mächte solches gern sehen würden, so 
täuschte er sich gewaltig, namentlich was Rußland anlangte. Die 
Patriotenpartei, die für die Wahl Friedrich Christians und, nach 
dessen frühem Tode, für die seines Sohnes geneigt war, wurde 
durch einrückende russische Truppen gesprengt, und unter ihrem 
„Schutze“ kam auf dem Felde von Wola am 7. Sept. 1764 
die Wahl Stanislaus Poniatowskis zustande. Am 6. und 20. 
Oktober 1765 wurden dann zwischen dem Administrator Kur- 
sachsens, dem Prinzen Kaver, und dem Könige Stanislaus II. 
von Polen gegenseitige Verzichtsurkunden unterzeichnet. Nur der 
sächsische Palast in Warschau, in dem sich eine Niederlage Meißnuer 
Porzellans befand, blieb mit einer Meierei, einem Vorwerk und 
einigen anderen Grundstücken in sächsischem Besitz. Ein sächsischer 
Oberst, ein Hauptmann, drei Leutnants und 80 Dragoner machten 
die Besatzung aus. — Diese Vorgänge hat Friedrich Christan
	        
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