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Eine der Hauptschwierigkeiten bei allen Darstellungen des Erz-
gebirges bildet die Vorführung seiner Formen und die Bestimmung
seines Nordfußes, welcher vollständig unbemerkt in das hügelreiche
Vorland übergeht. In das Gebiet der nördlichen Ebene, an die Elbe
oder an die Fuhne kann man ihn nicht setzen; denn in diesem Falle
müßte man das ganze Hügelland, welches zwischen diesen Punkten
und dem Erzgebirge liegt, und welches unzweifelhaft nicht zum Erz-
gebirge gehört, demselben zurechnen — und weiter aufwärts giebt es
keine scharf ausgeprägte Linie, welche den Gebirgsfuß bezeichnet.
Daher die ganz verschiedenen Angaben über den Nordfuß des
Gebirges, welche selbst in den neuesten Schriften über das Erz-
gebirge und erzgebirgische Verhältnisse ziemlich willkürlich gezogen sind,
zum Theil nach Linien der Oberflächengestaltungen, zum Theil nach
Linien der geognostischen und geologischen Bestimmungen, zum Theil
nach Linien der klimatischen Verhältnisse, oder selbst nach einer Ver-
bindung von allen diesen Bedingungen.
Für eine Darstellung des Erzgebirges in der Gegenwart er-
scheinen unzweifelhaft die Linien der Oberflächengestalt (das Relief)
als die maßgebenden, und man kann denselben um so leichter und
um so unbedenklicher folgen, als die eingehendsten und zuverlässigsten
Unterlagen hierzu vorhanden sind.
Die Richtung des Gebirgskammes ist, wie allgemein bekannt,
von Südwestsüd nach Ostnordost. Das Gebirge hat zwei Haupt-
Abdachungen, eine nördliche und eine südliche. Die erstere gliedert
sich in die nach Nordwestnord gerichtete auf dem westlichen Theile
ihres Gebietes und in die nach Nordost gewendete, auf dem östlichen
Theile, nach dem Elbkessel zu. Die Südabdachung des Gebirgs-
kammes liegt nach Südostsüd. Der Einfachheit wegen sind, da eine
Verschiebung der Begriffe doch kaum möglich ist, der letztere als Süd-
ostfuß, als Südostabhang, oder auch als Südfuß oder Südabhang
genannt, während die nach Norden gerichtete Abdachung als nord-
westlicher, bez. nordöstlicher Abhang, Gebirgsfuß u. s. w. bezeichnet
werden.
Von Norden und Nordwesten her gewinnt man an keiner Stelle
eine Ansicht des Gebirges, weder von dem außerhalb desselben ge-
legenen Rochlitzer Berge, noch von dem ungefähr am Fuße des Ge-
birges liegenden Taurastein. Denn wenn man auch von dem ersteren
über die prächtigen Formen der nächsten Umgebungen hinaus, ober-
halb der flachen Linien des Hohensteiner und Stollberger Höhen-
rückenzuges bei hellem Wetter den Erzgebirgskamm vom Schrnecken-
steine bis zum Kahlenberge, und vor Allem die in der Mitte desselben
liegenden Gipfel des Fichtelberges, Keilberges, Haßberges u. s. w.,