Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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„Der deutsche Bergmann zeichnet sich wohl nirgends durch hohen 
Wuchs und reckenhaften Körperbau aus. Er ist meist nur mittelgroß 
und fast immer hager. So vor Allen der erzgebirgische Bergmann 
...... Auch unter den Waldarbeitern sah ich keinen Mann, der sich 
mit einem steyrischen Holzknechte messen könnte. Noch weniger groß 
und kräftig sind natürlich die erzgebirgischen Industriellen. In manchen 
Orten sieht man fast lauter Mannsbilder, über die nicht blos der 
Vater des alten Fritz, sondern auch ein anspruchloser Rekrutierungs- 
Kommissar der Gegenwart die Achseln zucken würde.“ 
„Noch weniger urkräftigere Gestalten findet man unter der 
weiblichen Bevölkerung Die Mädchen sind meist schmeidige, 
zarte Gestalten; die Frauen tragen gewöhnlich die Spuren des frühen 
Alterns. In den Schulen trifft man auffallend viel kleine und 
schwächliche Kinder.““) 
Fügt man dem an, was Schumann sagt, so hat man schon ein 
ziemlich vollständiges Bild von dem Bewohner des Erzgebirges. 
„Im ganzen Erzgebirge hält man die Kinder fleißig zur Arbeit 
an. Weit früher als anderswo müssen sie ihre Eltern durch Arbeit 
unterstützen und sie schmälern sie daher keineswegs, sondern vermehren 
das Einkommen derselben." 
„Fleiß und stetes Sinnen auf Erwerb ist ganz besonders dem 
Erzgebirger eigen. Was er gewinnen will, kann er nur mit Mühe 
und Arbeit erreichen.“ « 
„Bei alledem hängt der Erzgebirger fest an seinem Lande, so 
rauh es auch sein, so nothdürftig es ihn ernähren mag. Neben der 
Treuherzigkeit und Ehrlichkeit sticht im Charakter des Erzgebirgers 
besonders die Sehnsucht nach der Heimath vor.““) 
Faßt man dieß alles kurz zusammen, wie es sich in der Gegen- 
wart darstellt, so gewinnt man vom Erzgebirgsbewohner nach- 
stehendes Bild: 
Die Erzgebirger sind im Durchschnitt von mittler Größe, sehnig 
und kräftig, natürlich die Ackerbaubevölkerung in höherem Grade, wie 
die Industriebevölkerung. Aeußere Erscheinung und Körperbildung 
haben im Laufe der letzten vierzig Jahre gewonnen, an Kraft, Ge- 
drungenheit und Elasticität, wenn auch nicht an Größe. 
Ueber die Charaktereigenschaften des Erzgebirgers ist zu allen 
Zeiten nur eine Stimme gewesen. 
Der Erzgebirger ist treu, ehrlich und zuverlässig, fleißig und 
*) Lebensbilder vom Sächfischen Erzgebirge. Leipzig, Lorck. 1859. S. 31 ff. 
**) Schumann, Vollständiges Staats-, Post= und Zeitungs-Lexikon von 
Sachsen 2c. Zwickan 1814—1830. 18 Bde. (Fortgesetzt von Schiffner) II. 558.
	        
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