— 134 —
an ihre Heimath. „Der Erzgebirger hängt fest an seinem Lande;
„es bleibt ihm immer das liebste .. . .. . So ziehen viele Hunderte
„fast den größten Theil des Jahres mit Blechwaaren, blauer Farbe,
„Schwefel, Spielzeug, Band, Spitzen, Arzneien, als Musikanten 2c.
„in fernen Gegenden herum, aber zum Winter kehren sie wieder heim.““)
Auch jetzt noch zieht es den Gebirger immer wieder nach seiner
Heimath; die Auswanderung ist sehr gering, und immer nur mit dem
Vorbehalt der Wiederkehr.
So Vieles, besonders in den höheren Gebirgsgegenden, die Rauheit
des Klimas und die Dürftigkeit des Bodens auch den Bewohnern ver-
sagte, um so höher ist die Ausdauer zu veranschlagen, mit welcher
sie alle Kräfte einsetzten, um sich kümmerlich dürch das Leben zu
schlagen.
Der Erzgebirger hat noch einen festen Kern trefflicher Eigen-
schaften.
Das Gebirge und seine Bewohner haben sich innerhalb der
letzten fünfzig, vor Allem aber innerhalb der letzten fünfundzwanzig
Jahre äußerlich und innerlich bedeutend entwickelt.
Die Energie, welche vorher in treuem Ausharren, Dulden und
Tragen erkennbar geworden, bildet sich zu einer starken Thatkraft im
Handeln um, welche mit jedem Geschlecht an Stetigkeit gewinnen wird.
Das Gemüthliche, oder Sentimentale wird stetig bei Seite gedrängt
werden, ohne dem inneren Gehalt Schaden zu thun.
Hier ist besonders die Schule (und vor Allem die Volks-
schule) von eingreifendem Einflusse. Dem Leben in der Familie, mit
seiner Anhänglichkeit an Eltern und Großeltern, giebt die Schule die
richtige Unterlage und Ergänzung zur angemessenen Erziehung und
Entwickelung der körperlichen und geistigen Kräfte. Gehorsam, Fleiß,
Unterordnung, Sittlichkeit werden zur Grundlage des Lebens durch
Haus und Schule erweckt und gefestigt.
Im Allgemeinen wählt der Sohn am liebsten den Beruf oder
Erwerb des Vaters und Großvaters. Dessen ungeachtet haben sich
aber seine Kräfte erweitert; seine Kenntnisse sind tiefer und ausgedehnter,
seine sittliche Kraft wenigstens nicht schwücher. Ungeberdigkeiten und
Rohheiten haben sich vermindert, die Erwerbstüchtigkeit aller Schichten
und mit ihr die Steuerkraft des Einzelnen wie der Gemeinden ist
wesentlich gestiegen.
Wenn hierzu auch noch andere Faktoren beigetragen haben, so
ist es doch unzweifelhaft, daß die bedeutenden Opfer für die Schule
*) Schumann, Ortslexikon. II. 559.