Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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Wie es aber so häufig vorkommt: die wichtigsten und groß- 
artigsten Momente gehen spurlos an den Zeitgenossen vorüber, und 
erst spätere Generationen lernen sie in ihrem vollen Umfange würdigen. 
. Niemand in ganz Fürstenwalde weiß sich des Aufenthaltes 
v. Kleist's mit Bestimmtheit zu erinnern, so daß der Lage nach die 
Ortsschenke mit ihrem Tanzsaale als der Punkt bezeichnet werden 
muß, an welchem dieser gewaltige Entschluß gefaßt wurde. 
18. Das Thal der Müglitz. Dohna. 
Das Thal der Müdglitz, welches man unweit der Eisenbahn- 
stationen Mügeln betritt, wird anfangs von mäßigen Hügeln eingefaßt. 
Auf anmuthigem Wege gelangt man zum Städtchen Dohna, an der 
alten böhmischen Straße, welche von Dresden über Lockwitz und die 
Lugschenke nach Dohna führte, und von da über den flachen Höhen- 
rücken nach Niederseidewitz und auf dem Rückzuge sodann weiter 
gebirgsaufwärts. Die Stadt selbst bietet wenig Bemerkenswerthes. 
Die sehr hübsche Kirche und das alte Pfarrhaus stammen vom Ende 
des 15. Jahrhunderts; das Rathskellergebäude war vor Zeiten der 
Sitz des 1572 dem Leipziger Schöppenstuhle einverleibten, seit 1325 
bekannten Dohnaschen Schöppenstuhles.) 
Das „Mal= und Ritterding“ hatte ursprünglich seinen Sitz in 
der Burg Dohna und seine Sprüche hatten ein fast eben so hohes 
Ansehen, wie die des Magdeburger Schöppenstuhles. 1403 wurde 
der Schöppenstuhl in die Stadt Dohna verlegt, 1541 auf Lehnssachen 
beschränkt und 1572 dem Leipziger Schöppenstuhle einverleibt. 
Auf dem südwestlichen Vorsprunge des Berghanges, von einer 
Schleife der Müglitz in weitem Bogen umflossen, liegen die wenigen 
Reste der einst so großen und mächtigen Burg Dohna. 
Nur wenige Mauerstücke geben ein Anhalten über die Größe 
und Ausdehnung der Burg, auf deren seit 1803 eingeebnetem Plateau 
gegenwärtig das Schießhaus mit einigen Nebengebäuden steht. Im 
Schießhaussaale befindet sich eine Abbildung der Burg Dohna, welche 
ganz wie in Möhring „Stadt und Burg Dohna“ die 
Ausgeburt der Phantasie eines Malers ist, welcher niemals Anlage 
und Bau der mittelalterlichen Burgen zu seinem Studium gemacht 
hatte. In dem Exemplar der Dresdener Bibliothek der Heckel'schen 
*) Christ. Heckel, Historische Beschreibung der weltberühmten Festung 
Königstein. 1737. Möhring, Stadt und Burg Dohna. Pietzsch, Geschichte 
der Burg Dohna. Dresden, 1859.
	        
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