Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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ist eine unbegründete, romanhafte Annahme. Ueberhaupt ist es eine 
falsche Vorstellung, wenn man jede Ritterburg oder deren Trümmer 
als Raubschloß und die Ritter als Raubritter bezeichnet. Die Burgen 
sind ausnahmelos als Sitze der Grundherren und als Schutz und 
Wehr des Besitzes erbaut worden. Nur in Folge des Besitzes der 
Straße und des Landes haben sich die Plackereien des Geleites und 
die aus diesen entstehenden Benachtheiligungen des Handels, sowie die 
mannigfachen, allerdings mit der Zeit bedeutend gesteigerten Be— 
drückungen der Hintersassen und Hörigen entwickelt. 
Bei den kleinen Burgen, wie sie als Grenzburgen und Vorburgen 
weiter rückwärts befindlicher Hauptburgen angelegt und mit Vasallen 
des Grenz-, Burg= u. s. w. Grafen besetzt wurden, beschränkte sich 
die Zahl der Gebäude, so daß zuletzt blos ein Bergfried und eine 
Umfassung angelegt wurde. Hier wurde der Bergfried, nach Befinden 
durch ein Paar angelehnte Nebengebäude vergrößert, zu Palas, 
Kemenate, Küche, Vorrathshaus, Wachtthurm u. s. w. An die engen 
Höfe schlossen sich nur noch die in den Umfassungsmauern mit an- 
gebrachten Wohn= und Vorrathsräume, so daß diese kleinen Burgen 
eine besondere Gattung bilden. Der Bergfried enthielt in seinen 
untersten Räumen Keller und Vorrathsräume, womöglich auch den 
Brunnen; darüber die Küche, über dieser die Kemenate, über der 
Kemenate den Palas (Trinksaal, Versammlungssaal) und über diesem 
die Räume für die Wächter; zuoberst den Umgang für die Wache. 
Nach Befinden in den unteren Räumen Schießscharten für die Ver- 
theidigung der Zugbrücke und des Grabens. 
20. Weesenstein. Tuchukstein. 
Vom Dohnager Schloßberge führt ein guter Weg auf dem rechten 
Mühglitzufer bis zur Kuxschenke, von wo an das Thal sich verengt, 
und die gut bewaldeten, theilweise felsigen Thalwände bis zu 40 m 
Höhe ansteigen. Im schattigen Grün dichter Laubhölzer geht der 
Weg von dem Stege bei der Köttwitzer Fabrik bis zum Stege des 
Meusegaster Fußweges auf dem rechten Müglitzufer hin. Die Thal- 
wände werden höher, und in der Biegung der Müglitz, in welcher 
Weesenstein liegt, betragen sie auf beiden Seiten über 80 m. 
Nach kurzer Wendung erblickt man die mächtig aufsteigende, aus 
mehr als fünf übereinander aufgebauten Stockwerken bestehende Nord- 
ostseite des Schlosses Weesenstein vor sich, von dem schlanken 
Rundthurme mit seinen sich allmälig zuspitzenden Dachaufbauten hoch 
überragt. Trotz seines vollständigen Umbaues lassen sich die Bestand-
	        
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