— 219 —
Eine knappe halbe Stunde östlich vom Mückenthürmchen führt
die Straße vom Geiersberg, an der Geiersburg vorüber, vom
Gebirgskamme zur Ebene. Die Trümmer dieser ebenfalls aus dem
13., wo nicht schon aus dem 12. Jahrhundert stammenden Burg,
dem Mittelpunkte einer aus Besitzungen in der fruchtbaren Ebene, wie
in dem wildreichen Waldgebiete bestehenden Herrschaft, ein Herrensitz
der Vorzeit, liegt auf einem schmalen, vorgestreckten Bergvorsprunge
und ist in ihren Umrissen noch gut zu erkennen. Die Burg wurde
1526 durch eine Feuersbrunst zerstört. Ein aus Uebermuth abgegebener
Schuß setzte ein Strohdach in Brand. Seitdem haben Frost, Schnee
und Unwetter die starken Mauern zerbröckelt und auseinander gesprengt.
Der Zugang lag im Norden, auf der Gebirgsseite; der frühere Graben
ist durch Trümmer zum großen Theile ausgefüllt, die Lage von Thor
und Zugbrücke nur durch eine Lücke in der Mauer angedeutet. Von
dem durch ein hohes und starkes Gebäude abgeschlossenen Vorhofe
führte auf der Westseite der schmale Weg an der Hauptburg vorüber
nach dem hinteren Burghofe, dessen halbkreisförmiger Mauerabschluß
noch theilweise vorhanden ist. Nun gelangte man von Süden her
in die von drei Seiten mit Gebäuden umschlossene Hauptburg, an
deren Ostseite der heute noch in ansehnlicher Höhe aufragende vier-
eckige Hauptthurm stand. Besonders an diesem Thurme ist das noch
stehende Mauerwerk mit großer Sorgfalt ausgeführt und die Mauer-
ecken bestehen aus großen, behauenen Werkstücken.
Ungefähr 6 km westlich vom Mückenthürmchen führt die Straße
durch den Seegrund über den Gebirgskamm. Am unteren Ende des
kostbaren Waldthales liegt das als Sommerfrische viel besuchte Eich-
wald. Etwa 20 Minuten oberhalb Eichwald liegt der Schweiß-
jäger, ein Forsthaus, von dessen Vorplatz man eine entzückende
Aussicht nach dem Mittelgebirge hat. Von dem etwa 10 Minuten
südlich vom Schweißjäger liegenden Soldatenberge, auf der
Vorterrasse des Gebirges, gewinnt man einen vortrefflichen Rückblick
auf die halbkreisförmige Ausbiegung des Erzgebirgsabhanges vom
Mückenthürmchen bis zum Strobnitzberge. Die Aussicht nach Süden,
über den Teplitzer Thalkessel und nach dem Mittelgebirge ist hier, wie
fast auf jedem Punkte des Gebirgsabhanges bis zur Nollendorfer
Höhe hin, eine wahrhaft entzückende.
Von Eichwald gelangt man durch den Seegrund, oder durch den
nordöstlich von ihm abbiegenden Grund auf den Gebirgskamm; im
ersten Falle nach Hinterzinnwald, im letzten über das Siebengiebler
Forsthaus nach Vorderzinnwald.
Zinnwald ist der Gesammtname von fünf oder sieben Ort-
schaften, sagt Schumann (Ortslexikon XIII, 605), welche auf dem