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Pappendorf, Langhennersdorf, Kleinschirma und Waltersdorf sind die
Mittelpunkte und Pfarrorte im neuerschlossenen Gebiete, welches
zwischen der Striegis und der Mulde, zu beiden Seiten des Zeller
Waldes, südlich hinauf reicht bis gegen Erbisdorf und Berthelsdorf.
Das Anwachsen der Bevölkerung, die vorwärtsdringende Be-
bauung von Grund und Boden, die Ergiebigkeit der Ernten ent-
wickelten den Reichthum des Klosters, welcher durch die Entdeckung
der Freiberger Silberanbrüche wesentlich gesteigert wurde.
Seit Beginu des 13. Jahrhunderts hatte Kloster Zelle schon
zehn hervorragenden Geschlechtern angehörende Begräbnißkapellen.
Die größte Bedeutung aber erhielt es, als das Chor der Hauptkirche
zur Begräbnißstätte der Markgrafen von Meißen wurde, von Mark-
graf Otto (dem Reichen), # 1190, an. Es ruhen hier Markgraf
Albrecht (der Stolze), Dietrich (der Bedrängte), Heinrich (der Er-
lauchte), Friedrich (der Kleine) mit ihren Gemahlinnen und Kindern.
In der 1339 gestifteten Andreaskapelle wurden Friedrich der Ernst-
hafte und Friedrich der Strenge mit ihren Gemahlinnen und Kindern
beigesetzt. Die ganze Reihe der Meißner Markgrafen aus dem Hause
Wettin fand hier ihre letzte Ruhestätte.
Der zunehmende Reichthum des Klosters und seine wachsende
weltliche Bedeutung riefen aber Müßiggang, Genußsucht und Schwelgerei
hervor. Lange widerstanden die Cistercienser der in das Innere
der Klöster dringenden Zersetzung, lange übten sie noch großen Ein-
fluß durch Selbstverleugnung, ungeschmälerte Arbeitslust und rastlose
Thätigkeit, sowie durch große, weitausgedehnte Milde und Wohlthätig-
keit. Lange Zeit widerstanden sie: aber auch sie wurden unbrauch-
bar, sobald ihre Aufgabe erfüllt war. Die Entsagungs-kraft, welche
den Orden so groß gemacht hatte, war verschwunden. Die Mönche
starben auch in Thüringen und Meißen innerlich ab.
Die Reformation machte dem Klosterleben ein Ende. Wohl
wehrte Paul Bachmann, der Abt von Kloster Zelle, den Neuerungen
und trat Luther entschieden und heftig entgegen. Aber schon 1524
entflohen mehrere Mönche; 1539 beim Regierungsantritt Herzog
Heinrich's wurde das Halten der Messe untersagt, und am 15. Februar
1540 trat eine Visitations-Commission ein, welche das fernere Tragen
der Ordensgewänder verbot und einem jeden Mitgliede gestattete, das
Kloster zu verlassen. Es waren der Abt, 19 Mönche, 8 Laienbrüder
noch da. Mehrere verließen das Kloster gegen eine Abfindung. 1545
resignirte der Abt Andreas Schmiedewald und übergab das Kloster
an Kurfürst Moritz von Sachsen. Das Kloster wurde aufgehoben,
die auswärtigen Güter verkauft, das Kloster selbst mit seinen Um-
gebungen als Amt verwaltet, ein Kammergut und ein Vorwerk.