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Das auf dem rechten Ufer der Bobritzsch, 2 km vom Zollhause
gelegene Schloß Oberreinsberg gewährt ein prächtiges Bild.
Auf steilem Felsenvorsprunge wurde die älteste Burg angeblich durch
Reino im 12. Jahrhundert gegründet. Urkundlich wird sie zuerst
1197 erwähnt; 1411 kam sie an Caspar v. Schönberg, dessen Familie
noch heute in ihrem Besitze ist.
Von der alten Ritterburg, welche früher ein Wartthurm hoch
überragte, sind wohl nur die Grundmauern. Das gegenwärtige Schloß
ist nach dem dreißigjährigen Kriege erst wieder aufgebaut, während
desselben wurde es erstürmt, zum Theil ausgebrannt, zum Theil zer-
stört. Der breite, tiefe, in den Felsen gesprengte Graben sicherte es
von der einen, der in das Bobritzschthal abfallende Felsen von der
anderen Seite. Die Zugbrücke wurde später durch eine zweibogige
steinerne Brücke ersetzt, von welcher man einen interessanten Blick in
den dicht mit Epheu bewachsenen Graben hat, in welchem früher Rehe
gehalten wurden. Der Haupt= und Eingangsthurm, welcher einst die
Burg hoch überragte, wurde Mitte des 18. Jahrhunderts zum Theil
abgetragen, und überhaupt Veränderungen und Umbauten in ver-
schiedenen Zeiten vorgenommen. Dabei sind Erker und Vorbauten
beseitigt, innere Räume verändert, und der ursprüngliche Zusammen-
hang der einzelnen Theile wiederholt unterbrochen worden. Die ehe-
malige Kapelle bildet jetzt zwei Zimmer, von denen das eine noch
gothische Wölbung hat. Da der Besitz von 1572 an lange Zeit, bis
in das 19. Jahrhundert, getheilt war, so führten zwei Brücken in
die Burg, die eine auf der Hauptseite, die andere auf der Thalseite.
Durch den abgerundeten Vorbau des Eingangsthores tritt man in
den viereckigen innern Hof, an dessen Ost= und Nordseite die Wohn-
gebäude des oberen Schlosses stehen, an der Südseite das Küchenhaus.
Durch eine Mauer getrennt, liegt weiter westlich der Hof des niederen
Schlosses, dessen Hauptgebäude der Fräuleinflügel genannt wird und
mit dem spitzen Giebel der schmalen Westseite das Thal der
Bobritzsch hoch überragt. „Noch heute gewährt das romantisch ge-
legene Schloß mit seinem hohen, gothischen Giebel auf der Felsen-
seite, und mit seinen steilen Dachungen ein anziehendes mitteel-
alterliches Bild.“?)
Zwischen dem Rittergut Oberreinsberg und der Schäferei führt
der Weg nach Wolfsgrün, den man an der Ziegelei verläßt, und nun
am Reinsberger Schießhause vorüber auf einen wohlgepflegten
Promenadenweg kommt, der nach etwa 7 Minuten (von der Ziegelei)
*) Gautzsch, Schloß Ober-Reinsberg. Mittheilungen des Freiberger
Alterthums-Vereines. 14. Heft. 1269 ff.