Full text: Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart.

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v. Herder. In Bückeburg 1776 geboren, studirte er 1797 bis 1799 
in Freiberg die Bergwissenschaft und 1800 in Wittenberg die Rechts- 
wissenschaft. 1802 trat er als Bergamtsassessor in Marienberg in 
den sächsischen Staatsdienst, in welchem er sich um den Bergbau und 
das Hüttenwesen unvergeßliche Verdienste erwarb. Sein großartiger 
Plan des tiefen Meißner Erbstollns erschien erst nach seinem Tode. 
„Hier ruht der Knappen treuster Freund! — ihr Erster einst — 
ihr Erster auch in Wort und That, galt es der Berge und der 
Knappen Wohl."“ 
34. Freiberg. 
Von Herder's Ruhe hat man bei Morgenbeleuchtung einen ganz 
hübschen Blick auf die Stadt Freiberg und den sich hinter ihr 
erhebenden Höhenzug. 
Von da kommend, betritt man Freiberg am Meißner Thor und 
hat die Jacobikirche zunächst vor sich. Dieselbe bildet den Haupt- 
punkt des noch jetzt als Sächsstadt (urkundlich 1241 civitas saxonum) 
benannten, wahrscheinlich von Harzer Bergleuten gegründeten Stadt- 
theiles. Die völlig um= und verbaute Kirche erhielt um 1550 ihre 
gegenwärtige Gestalt. Bemerkenswerth ist die in einem Schlußsteine 
des südlichen Seitenschiffes befindliche, mit Pilgermuschel, Schlägel 
und Eisen geschmückte Inschrift: „Das ist die elteste Kirch in Frei- 
berg zu St. Jacob in der Sachs."“ 
Nahe der Kirche hat man einen interessanten Blick auf die 
Stadt, deren Erhebung aus dem Thale des Münzbaches zu dem 
oberen Plateau der neueren Stadt man recht gut übersieht, und den 
Namen Freiberg, d. h. mit Freiheiten und Rechten reich aus- 
gestattete Bergstadt als eine vollkommen richtige Localbezeichnung erkennt. 
Auch der Grundriß der Stadt bezeugt das Vorhandevsein eines 
älteren Ortes um die Jacobikirche, dessen Begrenzung durch die Gasse 
am Mühlgraben, die Gerbergasse und Donatsgasse bezeichnet wird; 
mit engen und krummen Gassen und Gäßchen ein längliches Oval 
bildend, und vermuthlich mit einer Mauer umgeben, welcher bei der 
Neuanlage der Stadt erst in deren Umfassung mit hereingezogen 
wurde. 
Die Stadt Freiberg hat annähernd die Gestalt eines Ovals, 
dessen Hauptachse durch die Erbsche Straße und die Burgstraße ge- 
geben wird. Oestlich derselben, fast halb kreisrund ausgebaucht, in 
der oberen Hälfte mit regelmäßig angelegten Straßen, in der unteren 
nach der Nikolaikirche und dem Dome zu, mit krummen und winkligen 
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