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Forsthause vorüber, sind 10 km nach Glauchau, von denen 4 durch
den Wald führen.
Geht man im Thale des Lungwitzbaches vom Bernsteiner Hofe
aus, oder fährt man vom Bahnhofe St. Egidien weiter westlich, so
kommt man durch das reichbevölkerte, landschaftlich anmuthige Thal
bis Glauchau, dem Eckpfeiler, wenn man so sagen darf, des Erz-
gebirges, an dem Thalrande der Mulde beim Eintritt des Lungwitz-
Querthales gelegen, ebenfalls eine der ältesten Ansiedelungen. Nur
wenig vom Fuße der 300 m Erhebung entfernt, steht der ältere Theil
der Stadt auf dem 250 m hoch liegenden Rande des Muldenufers.
Wenn auch der slavische Ursprung sich nicht ganz unzweifelhaft nach-
weisen läßt, so ist er doch in hohem Grade wahrscheinlich. Die äl-
teren urkundlichen Bezeichnungen Glukow, Clukowe u. s. w. weisen
ebenfalls auf sorben-wendischen Ursprung hin. Der Pirnaische Mönch
sagt: „Glauche eine Stat an einem Berge darunter die Zwicksche
Mulde fließt, hat zum Theil sehr tiefe Graben, eine feste, wohl er-
baute Burg, unter der Krone zu Behmen.“ Die ältere, ein Oval
bildende Stadt, an deren Südende auf einem Vorsprunge des hohen
Uferrandes das Schönburgsche Schloß liegt, welches in seinen ver-
schiedenen Abschnitten Entstehungs-, Theilungs= und Besitzgeschichte
bietet, ist an der Nordseite durch einen halbmondförmigen Anbau ver-
größert, welcher heute noch durch den in einem Bergrisse oder
in einer Schlucht angelegten ehemaligen Befestigungsgraben von
ihr getrennt wird. Eine Brücke führt zu dem nur wenig alten Thor-
eingang, über welchem ein Thurm sich erhebt, welcher der Butter-
milchsthurm genannt wird, aber weder durch Architektur noch durch
Alter sich auszeichnet. Ueberreste der Stadtmauer und der Stadt-
befestigungsthürme sind nicht mehr vorhanden. Eben so wie sich am
Westfuße, in der Muldenniederung, ein ausgedehnter Stadttheil ent-
wickelt hat, eben so ist im Osten eine große, breit angelegte Vorstadt
entstanden; beide dem Wachsthume der Bevölkerung und ihrer Thätig-
keit entsprechend.
Das vordere Schloß, zwei Stockwerke hoch und mit vielen Gie-
beln geziert, umfaßt einen Hof, welcher an den Graben stößt, der
beide Schlösser trennt. Das hintere Schloß, wiederum aus dem äl-
teren und dem neueren Theile bestehend, drei und selbst vier Stock-
werke hoch, enthält nach dem vorderen Schloß hin das Wohngebäude
und die Schloßkapelle; die Hinterseite umschließt mit einer hohen
Mauer und einigen alten Thürmen, an welche die beiden neueren
Flügel anstoßen, den eigentlichen Schloßhof.
In Glauchau wurde 1490 Georg Bauer, bekannt unter dem
später von ihm angenommenen Namen Agricola, geboren. Der-