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landschaft, besonders in der Thalenge zwischen dem Einflusse der
Wiltzsch und der großen Riedert, an dem Flußknie unterhalb des Rocken-
steines bei Schönheide, bei Neuwerk, und zwischen dem Rechenhause
und Auerhammer. Fast eben so schön sind die auf beiden Seiten
einmündenden Nebenthäler, besonders in ihren tiefer eingeschnittenen
Absätzen: die kleine Pyhra vom Floßteiche bis Tannebergsthal, die
große Pyhra vom Brücken= oder Pyhrenteiche bis zur Mulde, die
Wiltzsch vom Stabhammer bis zur Mulde, die Große Riedert, die
Dönitz vom Gabe Gottes Stolln bis nahe Eibenstock, die große
Bockau fast in ihrem ganzen Laufe, der Sosabach von den Loch-
häusern bis zur Mulde; auf dem linken Ufer nur der Silberbach
und der untere Theil des Filzbaches.
Eine der schönsten Wanderungen im westlichen Gebirge führt
längs des Floßgrabens. Will man sie in ihrer ganzen Ausdehnung
machen, so beginnt man sie bei Ober-Schlema am Semmler Stolln
und geht längs des Floßgrabens um den Klosterberg herum bis an
das obere Ende von Aue. Der 5 km lange Weg bietet an vielen
Stellen herrliche Ausblicke in das Thal der Mulde und des Schwarz-
wassers. Hier schneidet man die lange Schleife im Nebenthale des
Zschorlbaches ab und geht an Auerhammer vorbei bis zum Floß-
graben, an welchem man auf prächtigem Wege, anfangs bis zu 40 m
über der in treppenförmigen Absätzen rauschend und schäumend dahin
stürzenden Mulde, bis zum Rechenhause (5 km) geht, wo der Floß-
graben der Mulde entnommen ist.
Kaum 1 km, ehe man an das Schindlersche Blaufarbenwerk kommt,
mündet aus kurzer, enger, von 50 bis 60 m hohen Wänden einge-
schlossener Schlucht der aus fünf kleinen Quellenbächen entstandene
Bach, in dessen breiter gestalteten Mulde das große, von 2400 Menschen
bewohnte Dorf Bockau liegt.
„Viele Hunderte von Händlern“ (schreibt Engelhardt 1804)
„ziehen fast den größten Theil des Jahres mit Blechwaaren, blauer
Farbe, Schwefel, Spielzeug, Spitzen, Bändern, Pulvern, Pillen,
Pflastern, Tinkturen, Elixiren, Balsamen, Oelen u. s. w. im Lande
umher"“. Um 1800 gab man die Zahl der „Landreisenden“ in
Bockau auf 104, in Sosa auf 75 an; 1817 in Jöhstadt auf 104,
1821 in Eibenstock auf 45 an; aber auch von Crottendorf, Neudorf,
Jugel, Steinheidel, Johann-Georgenstadt, Friedrichsgrün, Hundshübel,
Burkhardtsgrün, Lauter, Stützengrün u. s. w. zogen zahlreiche Hausirer mit
wohlriechenden Oelen, Feuerschwamm, Wurzeln, Theekräutern, Schwefel-
fäden, Schneeberger Schnupftabak, Blech= und Holzwaaren, Spitzen,
Bändern, Zierrathen u. s. w. im Lande umher. Fast hundert Jahre früher
schon hatte sich vor allem der Arzneienhandel nach der Schweiz, dem Elsaß,