Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Erster Band. (1)

Metternich's Verhandlungen. 41 
gemeinschaft sie sehr bald, gern oder ungern, in Preußens 
Arme treiben, oder gar Frankreichs Nähe sie zu einem neuen 
Rheinbund veranlassen würde. Der Kaiser forderte also eine 
feste Form sowohl für die Abgeschlossenheit Deutschlands nach 
Außen, als für den Einfluß Osterreichs in der deutschen Ge- 
meinschaft. Allerdings kein Reich, keine Reichsregierung, keinen 
Bundesstaat, denn dergleichen sei, wie Metternich richtig 
bemerkte, ohne ein Oberhaupt nicht denkbar, sondern einen 
Staatenbund der unabhängigen und gleichberechtigten Souve- 
räne, zum Schutze der äußern Sicherheit und der innern 
Ruhe, unter dem historisch berechtigten Präsidium Osterreichs. 
Als diese Entschließung des Kaisers fest stand, lieferte Metternich 
dafür mit gewohnter Virtuosität die schöne Formel: in der 
Mitte des Continents darf keine Leere, dort muß vielmehr 
eine Fülle sein. 
Metternich hütete sich, von diesen Absichten den preußi- 
schen Freunden vorzeitig Kenntniß zu geben, war aber um 
so mehr bestrebt, die sonst maaßgebenden Stellen für Oster= 
reichs System zu gewinnen. Der Zar hielt im Ubrigen zu 
Preußen, hatte aber begreiflicher Weise keinen Eifer, dessen 
Pläne für ein starkes deutsches Reich zu unterstützen: wenn 
Deutschland zu kräftig wird, sagte er, so wird es zuletzt ganz 
unabhängig von unserer Politik. Noch entschiedener schloß 
sich England an Osterreichs Streben an. Der damalige Prinz- 
Regent, welcher nach der Redeweise der Spottwelt der erste 
Gentleman Europas, im Ubrigen aber ein jeder Niederträchtig- 
keit fähiger Herrscher war, hatte von den deutschen Dingen 
keine andere Vorstellung, als daß es dem Welfenhause zu- 
komme, sein Hannover mit halb Norddeutschland von der 
Elbe bis zur Maas auszustatten, und damit vertrug sich
	        
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