Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

90 Die Dresdener Conferenzen. 1851 
Er lege also die preußischen Vorschläge über das Bundes- 
präsidium bei, und bemerke zugleich, daß man sich auf ein 
gegenseitiges Handeln und Abhandeln nicht einlassen werde, 
vielmehr sei hier die äußerste Grenze der preußischen Nach- 
giebigkeit bezeichnet. Wenn Osterreich den Vorschlag annehme, 
und ihn in Dresden durchsetzen helfe, sei Preußen bereit, 
einen etwa von Osterreich aufzustellenden Antrag über die 
Bildung der Executive zu unterstützen, welcher mehr Aussicht 
auf Annahme hätte, als das von beiden Mächten gemeinsam 
eingebrachte Eilferprojekt. Ebenso würde Preußen jedem 
andern Vorschlag seine unbefangene Prüfung nicht entziehen, 
auch wenn er von einem Kleinstaate käme. ÜUbrigens möge 
Osterreich bei dieser Frage nicht auf die Sympathien der 
conservativen Partei in Preußen rechnen. Diese Conser- 
vativen seien echte Altpreußen, sehr erfüllt von dem Wunsche 
guter Freundschaft mit Osterreich, vor Allem aber eifrig für 
die Unabhängigkeit und die Würde des preußischen Staats. 
Um für alle Fälle keine Ungewißheit über die preußischen 
Entschlüsse zu lassen, schloß Manteuffel mit dem Ausspruch, 
daß, wenn eine Verständigung mit Wien nicht zu Stande 
kommen sollte, Preußen auf den 1850 von Österreich ange- 
rufenen Boden der alten Verträge zurücktreten würde. 
Es war begreiflich, daß Fürst Schwarzenberg bei dem 
Empfang dieses halbofficiellen Briefes zornig auffuhr. Schon 
die Aufstellung eines festen Ultimatum, ganz abgesehen von 
seinem Inhalt, war mehr, als sich Manteuffel bisher bei ihm 
in irgend welcher Frage herausgenommen hatte — dann die 
volle Parität Preußens, in weiterem Umfange, als sie in 
Dresden von Manteuffel mündlich bezeichnet worden war — 
ferner diese Parität als unabweisliche Bedingung für den
	        
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