Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1851 Parteiverhältnisse im Bundestag. 141 
kreis damit zu beschränken. Wenige Wochen, nachdem der 
Bundestag vollzählig geworden, that Schwarzenberg einen 
ersten wichtigen Schritt zu diesem Ziele, indem er in Frank- 
furt am 10. Juli 1851 die Bildung eines Ausschusses ver- 
anlaßte, welchem die in Dresden= erwachsenen Materialien, 
betreffend eine Zolleinigung zwischen Österreich und den 
übrigen deutschen Staaten, zu weiterer Bearbeitung zu über- 
weisen wären. Dies bedeutete, wie wir wissen, Osterreichs 
Willen, den preußischen Zollverein entweder ganz zu sprengen 
oder sich mit Preußen in die Leitung desselben zu theilen, oder 
endlich Preußen ganz aus derselben hinaus zu werfen. Der 
Fürst war auch hier der Unterstützung der meisten Mittel- 
staaten sicher, welchen nichts erwünschter schien, als in Handels- 
und Zollsachen wie in den übrigen Bundesangelegenheiten 
zwei Häupter statt eines zu erhalten, gegen Ubergriffe des 
einen den Schutz des andern zu genießen, und bei Streitig- 
keiten zwischen beiden die schöne Rolle des entscheidenden 
Schiedsrichters zu gewinnen. 
In Berlin sah man gelassenes Muthes der Entwicklung 
dieser Action entgegen. Man war in Olmütz einer höchst 
ungünstigen europäischen Conjunctur gewichen; man hatte 
starke Einbuße an politischem Ansehen erlitten, aber jede ma- 
terielle Schädigung vermieden. So fühlte man sich zurück- 
gedrängt, aber nicht niedergeworfen. Für den Augenblick 
hatte man das Emporstreben aus der frühern Stellung im 
Bunde aufgegeben, aber man war keineswegs gesonnen, sich 
in demselben jetzt tiefer als vor 1848 herabdrücken zu lassen. 
In militärischer Beziehung glaubte man sich Osterreich min- 
destens ebenbürtig, in finanzieller Kraft und in innerer Con- 
sistenz des Staats bei Weitem überlegen, und wenn der
	        
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