Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1851 Zollverein und Steuerverein. 155 
in den innern Angelegenheiten durchaus auf den Bahnen 
seiner Vorgänger, und begann insbesondere die Ausführung 
der von diesen beabsichtigten Organisationen. Indessen, diese 
wie alle guten Dinge auf unserer Erde kosteten Geld, und 
die Staatscasse war, wie aller Orten sonst, durch die viel- 
fachen Ausgaben der Revolutionsjahre erschöpft; die Stände 
zeigten sich freilich der Regierung überall äußerst willfährig, 
aber die Steuererhöhungen hatten doch in dem bis dahin 
ökonomisch wenig entwickelten Ackerbaustaate ihre bestimmte 
Grenze. So griff bereits 1850 die Regierung zu einer 
Steigerung ihrer Einnahmen durch Erhöhung der Zölle, 
scheiterte aber damit an dem Widerspruch der Oldenburger 
Landstände. Die Verlegenheit war seitdem groß, und, einmal 
den Blick auf diese Frage gelenkt, drängten sich die Gründe 
für einen Anschluß an den deutschen Zollverein. Namentlich 
seit dem Abfalle Braunschweigs war die Grenzbewachung 
dußerst kostspielig und verwickelt; den hannoverischen Eisen- 
bahnen würde der Anschluß eine bedeutende Rentabilität in 
Aussicht stellen, mehrere Zweige der seit einiger Zeit herau- 
wachsenden Industrie sehnten sich nach einem freien Verkehr 
auf dem deutschen Markte und stärkerem Schutze vor der 
englischen Concurrenz. Die preußische Regierung war von 
diesen Symptomen vollständig unterrichtet und kam Anfang 
1851 zu dem Entschlusse, sie in energischer Weise für die 
eigenen Interessen zu verwerthen. 
Damals nämlich hatten sich im Zollverein bedenkliche 
Spaltungen gezeigt. Preußen neigte, nicht gerade zum 
Freihandel, aber doch zu Zollermäßigungen und Verkehrs- 
erleichterungen, während die süddeutschen Staaten im Interesse 
ihrer Fabrikanten auf ein möglichst vollständiges Schutzzoll-
	        
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