1851 Thron= und Ministerwechsel in Hannover. 159
Abgesehen von den finanziellen Vortheilen des Vertrags für
Hannover würden doch die Ritterschaften aus politischen
Motiven in dem Vertrage mit dem conservativen Preußen
eine wesentliche Bürgschaft für ihre eigene Zukunft erkennen.
Auch seien der alte König und der Kronprinz für die Er-
haltung des feierlich sanctionirten Vertrags. Es sei nur zu
wünschen, daß der Bundestag gegenüber der hannoverischen
Regierung mild und schonend auftrete, so daß ihren Maaß-
regeln der Charakter freier Entschließung bleibe. Mehr dürfte
unsererseits nicht erforderlich sein, um die immer peinliche
Wahl zwischen Unterstützung eines politisch unsichern (durch-
strichen: liberalen) Ministerit und Gefährdung des Vertrags
vom 7. September zu vermeiden.
Preußen blieb also dabei, sich jeder positiven Einwirkung
auf Hannovers innere Politik zu enthalten. Man belobte
sich dieses Emschlusses um so mehr, als am 18. November
1851 König Ernst August starb, und sein blinder Sohn,
Georg V., nachdem er bei seiner Thronbesteigung die Auf-
rechthaltung der Verfassung durch Königswort verheißen
hatte, sogleich ein conservatives Ministerium unter dem Vorsitz
des bisherigen Bundestagsgesandten, Freiherrn von Schele,
ernannte, welcher dann in der nächsten Sitzung der Stände
die Anerkennung des Zollvertrags durch beide Kammern be-
wirkte. Klenze's Reden schienen sich damit als grundlose
Parteibestrebungen herausgestellt zu haben.
Unterdessen war in dem übrigen Deutschland die Auf-
regung über den Septembervertrag nicht gering. Die Mittel-
staaten nahmen die Miene an, durch das Geheimniß seiner
Betreibung schwer verletzt zu sein; hier zeige sich eine kränkende
Mißachtung ihrer Würde, offenbar ein Act der Rache für die