Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1852 Annäherung zwischen Preußen und Österreich. 165 
Fundament seiner neuen Stellung, die Freundschaft mit Han- 
nover, brüchig geworden. Der junge König hatte den leb- 
haften Wunsch, wenn nicht die ganze Gesetzgebung von 1848 
umzuwerfen, so doch ihre Anderungen an der Verfassung von 
1840 ungeschehen zu machen und zugleich die Verwirklichung 
der neuen Behörden-Organisationen zu hindern. Er war 
damit der natürliche Verbündete der von ihm ohnehin be- 
günstigten Ritterschaften, und deren Häupter überzeugten ihn 
leicht, daß der Septembervertrag den Ruin des gesammten 
Gewerbestandes in Hannover und zugleich eine Abhängigkeit 
Hannovers von Preußen herbeiführen werde, gegen welche 
nur ein fester Anschluß an Osterreich Rettung bringen könnte. 
So fand während des Sommers der österreichische Gesandte 
breiten Boden für die Darmstädter Theorie, daß vor oder 
wenigstens gleichzeitig mit der Herstellung des Zollvereins die 
Verhandlung mit Osterreich zu gutem Ziele geführt werden 
müsse. Ein besonderer Umstand trat hinzu, die Stimmung 
in Hannover zu schärfen. Man brachte in Erfahrung, daß 
Preußen im Begriffe stehe, mit Oldenburg einen Vertrag 
über Abtretung des Jahdebusens behufs Anlegung eines 
preußischen Kriegshafens an der Nordsee abzuschließen. Dies 
traf die Nerven des Königs auf einem empfindlichen Punkte. 
Es war ein alter Ehrgeiz Hannovers, auf der Nordsee die 
Führung der deutschen Flagge zu gewinnen, und nun strebte 
Preußen, sich auch auf dieser angestammten Domäne des 
Welfenhauses einzunisten. Das wäre, rief der Minister 
Bacmeister, neben Magdeburg und Minden die dritte Festung, 
womit Preußen uns umgarnen will. 
Der üble Wille gegen den Septembervertrag fand Ge- 
legenheit, sich bereits praktisch zu bethätigen. In demselben
	        
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