190 Neues Bündniß zwischen Osterreich und Preußen. 1854
Er gab dann der Freude über eine Nachricht Ausdruck,
daß Osterreich jene Convention mit den Seemächten nur zu
Vieren, d. h. nicht ohne Preußen eingehen wolle. Voraus-
gesetzt, fuhr er fort, daß „dieser Labetrunk“ keine Täuschung
ist, ersuche ich Ew. Majestät, uns bald Nachricht von dem
Begehren zukommen lassen zu wollen, welche Sie ohne Zweifel
an diese „gesegneten“ Entschlüsse knüpfen wollen. Mir scheint
ein, in rechter, lebendiger Vereinigung Osterreichs und Preußens
zu erlassender Antrag an alle teutschen Staaten dringend
nöthig, und augenblicklich damit an's Werk zu gehen. Die
Form mögen die Diplomaten bestimmen; der Kern aber muß
— so däucht mir — eine Offensiv= und Defensiv-Allianz der
drei großen central-europäischen Ländermassen sein, geschlossen
auf die Zeit des bevorstehenden scheußlichen Kriegs, und so
für seine ganze Dauer gegenseitige integrale Garantie aller
unserer Grenzen.
Er schloß mit den Worten: unsere Lage ist nicht ohne
große und ernste Gefahren, aber ich habe frischen Muth und
Gottvertrauen. Ew. Majestät wird das mit jugendlichem
Muthe noch viel leichter als mir. Ich empfehle mich nun
von ganzem Herzen und von ganzer Seele Ihrer belebenden
Freundschaft und Güte.
In Wien fiel der Inhalt dieses Schreibens mit großem
Nachdruck in's Gewicht. Auch dort sah man mit schwerer
Besorgniß nach Paris hinüber, und hatte in der That, wegen
der italienischen Verhältnisse, viel mehr Grund dazu als
Preußen. Dann aber hatte der Krieg zwischen Rußland und
den Westmächten begonnen; an der Donau schickten sich die
Russen zu einer verstärkten Offensive nach Bulgarien an;
die Nothwendigkeit, dies zu hindern und die Fürstenthürme