192 Neues Bündniß zwischen sterreich und Preußen. 1854
zur Wahrung der österreichischen und wohl auch deutschen
Interessen, zur Besetzung der Moldau und Walachei zu
schreiten. Dabei denke ich weder an eine förmliche Kriegs-
erklärung gegen Rußland, noch an einen Angriff gegen russi-
sches Gebiet. Die österreichischen Bajonette würden dann
jedesfalls am Pruth Halt machen."“
Trotz aller Friedensliebe, welche einzelne Sätze dieses
Schreibens athmeten, war doch die Verschiedenheit des Zweckes
augenfällig, welchem das vorgeschlagene Bündniß nach Wiener
oder nach Berliner Ansicht dienen sollte. Bismarck, welcher
dieses Mal nicht vorher gehört worden, war mit dem ganzen
Gedanken unzufrieden. Er meinte, als er davon erfuhr, man
hätte den Schritt nicht mit Osterreich, sondern bei den übrigen
Bundesstaaten gegen Österreich thun sollen. Was könne
erfreulicher für Preußen sein, als wenn die Coalition von
Rußland, Osterreich und den Mittelstaaten, welche seit 1849
so drückend auf Preußen gelastet, sich hoffentlich auf immer
getrennt hätte. Andrerseits war General Gerlach jetzt der
besten Hoffnungen voll, wenn er auch bei Osterreichs Thaten-
lust große Vorsicht in der Unterhandlung für nothwendig
hielt. Daß dazu Grund vorhanden war, zeigte sich, als Heß
Ende März in Berlin anlangte und seine Vorschläge eröffnete.
Sie gingen sehr einfach auf den Abschluß eines Schutz= und
Trutzbündnisses zwischen Osterreich, Preußen und Deutschland
für alle Zeiten, zur Sicherung ihrer gesammten Besitzungen,
von welcher Seite her auch die Gefahr kommen mochte.
OÖsterreich habe in Ungarn 150000 Mann aufgestellt, werde
demnächst weitere 100 000 aufstellen, proponire, daß Preußen
jetzt 100000 und weiterhin noch 50000 aufstelle, daß die
andern deutschen Staaten sogleich die Hälfte ihrer Bundes-