1854 Verhandlung des Bündnisses. 193
contingente mobil machten, und versprächen, die andere Hälfte
auf Mahnung der beiden Großmächte folgen zu lassen. Bald
nachher fügte der General noch einen weitern Artikel hinzu,
daß die Verbündeten die Kosten der Rüstung und Krieg-
führung solidarisch tragen würden.
An dies Alles war nun preußischer Seits nicht zu denken.
Balan redigirte einen Gegenentwurf, in welchem das Bündniß
auf die Daner des gegenwärtigen Kriegs beschränkt, die
nähere Bestimmung seiner Wirkungen, sowie der Beginn und
Umfang der Rüstungen von weitern Vereinbarungen abhängig
gemacht, der Kostenpunkt mit völligem Stillschweigen über-
gangen wurde. Als darauf Heß den Entwurf einer gemein-
samen Depesche nach Petersburg einbrachte, worin die Räu-
mung der Fürstenthümcr durch die Russen unter der Drohung
bewaffnetes Einschreitens gefordert wurde, erklärten sich die
preußischen Unterhändler in der Sache einverstanden, forderten
aber eine jeden herausfordernden Charakter vermeidende
Milderung der Form.
Gegenüber dieser preußischen Behutsamkeit war man in
Wien bemüht, die Beziehungen zu den Westmächten lebendig
zu erhalten und enger zu ziehen. Am 9. April versammelte
Graf Buol wieder einmal die Gesandten der vier Großmächte
zur Conferenz, und diese verfaßte ein Protokoll, daß die
Mächte, obwohl zwei derselben jetzt im Kriege mit Rußland
stehenn, doch bei den früher festgestellten Grundsätzen beharren,
der Integrität der Türkei, mithin der Räumung der Fürsten-
thümer durch die Russen, der Befestigung der Rechte der
christlichen Rajah durch freie Entschließung des Sultans, der
Aufnahme der Türkei in das europäische Staatenconcert: in
keinem Falle werde eine der Mächte in ein diesen Grund-
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. I. 13