1854 Österreich drängt den Bundestag zum Beitritt. 209
der beiden Regierungen zu gemeinschaftlichem Wirken handle.
Graf Hatzfeld glaubte darauf nur erwidern zu können, die
Meinung gehe schwerlich dahin, daß, wenn die eine Regierung
einen Krieg führe, dann auch die andere sofort auf den ge-
meinsamen Gegner losschlage. Während hienach Wedell's
Sendung in Paris erfolglos blieb, rief sie in Deutschland
überall den Eindruck hervor, daß Preußen zu schwanken be-
ginne, und auch dieses Mal Ssterreich sich als die stärkere
unter den Bundesmächten bewähre.
So lagen die Dinge, als am 28. September in Wien
eine Depesche aus Bukarest einlief, ein Tartar habe dorthin
die Nachricht gebracht, daß nach einer großen Niederlage der
Russen Sebastopol in die Hände der Verbündeten gefallen sei.
Graf Buol jubelte, sandte zwei Mal einen feurigen Glück-
wunsch an Napolon, und beschloß, unter dem ganz Europa
berauschenden Eindruck dieser Siegeskunde, den Widerstand
Preußens und der Mittelstaaten gegen seine Anträge über
den Haufen zu rennen. Am 30. September erklärte er nach
Berlin, Österreich müsse jetzt auch ohne Preußens Unter-
stützung in Frankfurt vorgehen, und meldete am 1. October
den übrigen deutschen Höfen, daß Osterreich am Bundestage
jetzt den bestimmten Anspruch erhebe auf den Schutz der
österreichischen Truppen in den Fürstenthümern und auf ent-
schiedene Aneignung der vier Punkte. Buol's Berechnung
erwies sich als nicht unbegründet; Mittel= und Kleinstaaten
in ihrer großen Mehrzahl waren völlig eingeschüchtert und
betheuerten dem kaiserlichen Gesandten ihre allerbeste Ge-
sinnung. Preußen erließ zwar am 13. October ein warnendes
Rundschreiben an sie Alle, sich nicht zu einem Versprechen
verlocken zu lassen, nach dessen Ertheilung eine elende Rauferei
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. II. 14