1851 Ssterreichs Antrag auf Allianz mit den Westmächten. 211
für die Annahme der vier Punkte durch Rußland wirken
zu wollen. Eine Zusage kriegerischer Mittel aber im Falle
der Ablehnung, oder bewaffneter Hülfe bei einer österreichi-
schen Offensive, war wie früher streng vermieden. Auch schien
sie sofort überflüssig, denn schon am 28. November meldete
der Gesandte Fürst Gortschakoff dem Grafen Buol, daß Kaiser
Nikolaus die vier Punkte in ihrer wörtlichen Fassung genehmige.
Man konnte annehmen, daß damit der Weg zu einer erfolg-
reichen Friedensverhandlung eröffnet sei.
Nochmals aber stand der preußischen Regierung eine
Überraschung, und zwar eine stärkere als jemals früher, durch
ihren „intimen Alliirten“ vom 20. April bevor.
Es war nicht die vollständige Wahrheit gewesen, wenn
Graf Buol gesagt hatte, daß er mit den Westmächten nur
über die Auslegung der vier Punkte verhandle. Ganz andere
Dinge von größter Erheblichkeit hatte er in den letzten Wochen
betrieben. Wie es scheint, war er des langen Hinzögerns der
Entscheidung müde; bei der Erschöpfung der Finanzen mußte
die Armee entweder auf den Friedensfuß zurückkommen oder
losschlagen; zum Schlagen aber begehrte man gesicherten
Beistand, welchen Deutschland nicht leisten wollte. So ging
er die Westmächte um den Abschluß eines engern Allianz-
Vertrages an!). Sowohl in London wie in Paris kam man
diesem Wunsche bereitwillig entgegen, zumal der zähe Wider-
stand Sebastopol's es auch hier zu einer Lebensfrage machte,
durch eine drohende Haltung Osterreichs den Russen die An-
sammlung einer erdrückenden Übermacht in der Krim zu er-
schweren. Graf Buol erklärte sich demnach bereit, am Kriege
Theil zu nehmen, wenn Rußland die auf Grund der vier
1) Rede Lord Clarendon's im Oberhause am 26. Juni 1855.
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