Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

212 Zerwürfnisse. 1854 
Punkte zu stellenden Forderungen verwerfe; die Westmächte 
wollten sich Anfangs auf die vier Punkte überhaupt nicht 
mehr beschränken, begnügten sich dann aber mit dem schon 
am 8. August gemachten Vorbehalt, je nach dem Laufe der 
Kriegsereignisse neue Bedingungen hinzuzufügen. Graf Buol 
schlug dann weiter vor, sobald es zum Kriege zwischen Oster= 
reich und Rußland käme, sollte ein Schutz= und Trutzbündniß 
der drei Mächte in Kraft treten, welches Osterreich den Bei- 
stand der Land= und Seemacht der Verbündeten zusichere. 
Endlich begehrte er die Bestimmung eines festen Termins, 
an welchem die Action dieses Bündnisses beginnen würde, 
falls dann der allgemeine Friede noch nicht gesichert sei, und 
schlug dafür den letzten Tag des laufenden Jahres vor. Die 
Vertreter der Westmächte konnten zu dem Allem ihre Zu- 
stimmung geben, und um die Mitte des November waren die 
Diplomaten einig. Kaiser Franz Joseph hatte bis dahin 
keinen Einspruch erhoben. Als ihm jetzt aber Graf Buol 
das fertige Werk vorlegte, wandte er sich ab. Sein persön- 
liches Gefühl für den Kaiser Nikolaus sträubte sich gegen 
einen Schritt, welcher den Kampf gegen den früher so hoch 
verehrten Herrscher nach menschlichem Ermessen unvermeidlich 
machte. Allein Graf Buol, heißt es, erklärte ihm, wie die 
Interessen seines Reiches zu dem Entschlusse drängten, wie 
bei der Lage der Dinge nur noch zwischen dem Bruche mit 
den Westmächten und dem Bruche mit Rußland zu wählen sei. 
wie er also, wenn der Kaiser in seiner abwartenden Haltung 
verharre, um seine Entlassung bitten müßte1l). Der Kaiser, 
wenn auch schmerzlich bewegt, gab darauf seine Genehmigung. 
1) Augsburger Allgemeine Zeitung, 14. December. Harcourt, les 
duatre ministeres de Mr. Drouyn de Lhuys, p. 76, 88.
	        
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