Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1854 Fruchtlose Verhandlung zwischen den Verbündeten und Preußen. 217 
erreichten Erfolgen beigetragen. Unter der Anwendung ver— 
schiedener Mittel habe man stets dasselbe Ziel verfolgt. Jetzt 
aber solle Preußen in den Krieg gegen Rußland eintreten, 
wenn dieses nicht vor dem Jahresschluß die Friedensbedin— 
gungen der Verbündeten annähme. Da liege es in der Natur 
der Sache, daß man Preußen vor Allem mit diesen Friedens- 
bedingungen bekannt mache, denn unmöglich könne es sich 
zu einem großen Kriege für die Durchsetzung unbekannter 
Forderungen verpflichten. Alles komme zur Zeit auf die 
nähere Auslegung der vier Punkte an, und Preußen ersuche 
demnach die Mächte um die Mittheilung ihrer darüber ge- 
faßten Beschlüsse. 
Dagegen war nicht viel einzuwenden. Allein die be- 
gehrte Mittheilung hätte Preußen sofort in die fernern Ver- 
handlungen wieder eingeführt, und dies wurde von Frankreich 
und England entschieden bestritten. So antwortete am 
24. December Graf Buol, über die Auslegung der vier 
Punkte durch die Mächte könne er nichts sagen, weil dieselben 
sich darüber selbst noch nicht verständigt hätten, und zudem 
eine solche Verständigung, so lange der Krieg wüthe, nicht 
wohl möglich sei. Der kühne Satz, daß die Friedensbedin- 
gungen nicht während des Kriegs formulirt werden könnten, 
ließ in Berlin nur die Wahl, entweder an eine wunderbare 
Wiener Logik oder an die Absicht offenbarer Verhöhnung 
zu glauben. 
Um so drastischer war dann der Eindruck, als gleich- 
zeitig eine zweite Depesche des Grafen Buol, ebenfalls vom 
24. December, einlief, worin Preußens Fernbleiben von der 
Triple-Allianz bedauert, dann aber mit völliger Unbefangen- 
heit wegen der jetzt vom 1. Jannar an augenfälligen Gefahr
	        
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