218 Zerwürfnisse. 1854
russischer Angriffe auf österreichisches Gebiet die in der Militär-
Convention vom 20. April dafür vorgesehene Aufstellung
von 200 000 Mann preußischer Truppen beantragt wurde.
Zugleich wurde bemerkt, daß Herr von Prokesch Weisung
habe, die entsprechenden Anträge auf Mobilisirung der halben
oder ganzen Bundescontingente und Zutheilung derselben an
die österreichische und preußische Armec zu stellen. Offenbar
schmeichelte sich Graf Buol, daß gerade nach der engen Ver-
bindung Ssterreichs mit den Westmächten keine deutsche Re-
gierung den Muth haben würde, gegen die Wiener Anforde-
rungen Widerspruch zu erheben.
Ubrigens zeigte sich gleich nach der Absendung der beiden
Depeschen, daß zwar am Jahresschluß der Friede noch nicht
gesichert sein, also das Schutz= und Trutzbündniß in Wirk-
samkeit treten, deshalb aber Osterreich noch nicht sogleich den
Krieg gegen Rußland beginnen würde. Mit welchem innern
Grimme auch Kaiser Nikolaus die feindselige Wendung Oster=
reichs erfuhr, so war doch das russische Interesse an der
Verhütung des offenen Bruches zu einleuchtend, und Fürst
Gortschakoff erhielt also die Weisung, in eine Friedensver-
handlung auf Grundlage der vier Punkte einzutreten. Am
28. December fand daaruf eine erste Conferenz zwischen ihm
und den Vertretern der drei Mächte Statt. Hier erschienen
einige Forderungen der Verbündeten, bei welchen Fürst
Gortschakoff wieder erklären mußte, daß dieselben in seinen
Vollmachten nicht vorgesehen seien, und er um eine weitere
Frist von vierzehn Tagen zur Einholung neuer Instructionen
bitten müsse. Wie sehr auch Graf Buol über den Zeit= und
Geldverlust seufzen mochte, so ließ sich der Antrag um so
weniger zurückweisen, als der sehr strenge Winter für den