230 Ergebnisse. 1855
sei dem Kaiser Napoleon völlig genehm, könne also auf der
Stelle die Form eines eventuellen Vertrags erhalten. Franz
Joseph, etwas verlegen, antwortete, es sei damit wohl bis
zum Schlusse der Conferenzen zu warten, da man dann erst
wissen würde, ob Osterreich zur Theilnahme am Kriege be-
rufen sei.
Nach diesem Gespräche trat Drouyn de Lhuys mit stark
herabgestimmten Hoffnungen in die Conferenz ein. Er sah
wohl, daß Osterreich keine Schwierigkeit machte, Rußland
zu mahnen und zu drängen, daß aber die frühere Kriegs-
lust in Wien verraucht war. Der von ihm in London ver-
abredete Plan, die russische Flotte auf vier Linienschiffe
u. s. w. zu beschränken, wurde von Gortschakoff vollständig ab-
gewiesen, und die Westmächte sahen jetzt mit Spannung einer
kriegerischen Erklärung Osterreichs entgegen. Graf Buol
meinte aber, damit seien die Möglichkeiten einer friedlichen
Lösung noch nicht erschöpft, und machte dem französischen
Minister einen Vorschlag, bei welchem allerdings die russische
Pontusflotte erheblich besser fuhr: sie sollte nicht auf vier
Linienschiffe beschränkt, sondern nur ihr Bestand von 1853
nicht weiter erhöht werden. Dies ist, erklärte Buol, Öster-
reichs Ultimatum; wir halten es für unzulässig, Rußland
härtere Bedingungen aufzuerlegen, die Ablehnung aber unseres
Begehrens würden wir durch die Kriegserklärung beantworten.
Drouyn de Lhuys, entzückt durch die Aussicht auf Verwirk-
lichung seines curopäischen Systems, schlug cin, und entriß,
während Gortschakoff's Sprache immer herausfordernder wurde,
sogar dem etwas bedenklichen Lord John seine Zustimmung.
Am 21. April ersuchten demnach beide Minister ihre Souveränc
telegraphisch um die Genehmigung ihres Schrittes.