Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

248 Der Ausgang der Regierung Friedrich Wilhelm's IV. 1856 
von dem demokratischen Joche nach Berlin gelangen ließen. 
Das Londoner Protokoll von 1852, in welchem alle Groß- 
mächte das gute Recht des Königs anerkannten, hob ihre 
Erwartungen; daß während des großen orientalischen Kriegs 
von Neuenburg keine Rede war, konnte sie nicht Wunder 
nehmen; als aber 1856 auf dem Pariser Congreß Preußens 
Erinnerung an Neuenburg platt zu Boden fiel, erlosch 
die letzte Hoffnung auf fremden Beistand, und sie kamen 
zu dem verzweifelten Entschlusse, nach alter schweizer Art 
durch einen Putsch sich selbst zu helfen. Einige ihrer 
Führer gingen nach Berlin, und legten dort mehreren ein- 
flußreichen Personen vertraulich ihre Pläne vor; der Minister 
von Manteuffel rieth dringend ab; der König verhielt sich 
schweigend. Sie nahmen dies Schweigen für Zustimmung, 
und in der Nacht auf den 3. September setzten sich zwei 
kleine Colonnen unter Oberstlieutenant Meuron und Graf 
Friedrich Pourtales in Bewegung, überraschten und besetzten 
das Neuenburger Schloß, verhafteten die Behörden, und 
ließen am Morgen ihre Manifeste auf Herstellung der 
königlichen Regierung in das Land gehen. Aber der Auf- 
stand war ungenügend vorbereitet; es kam zu keinem Zu- 
sammenwirken der royalistisch gesinnten Ortschaften. Um 
so lebhafter aber erhob sich die republikanische Partei, in 
La Chaux de Fonds und Val Travers, so wie die Neu- 
bürger im ganzen Canton. Auch etwas eidgenössisches Militär 
war zur Hand, und bereits am 4. September wurde Meuron 
mit den Seinen überwältigt, und die royalistische Bewegung 
aller Orten erstickt. Zwei Commissare des eidgenössischen 
Bundesraths eilten aus Bern herbei; etwa 3000 Mann 
Berner und Waadtländer Milizen nahmen das kleine Land
	        
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