316 Der italienische Krieg. 1859
zerschmettern sei. Nimmermehr dürfe sich wiederholen, was
1805 und 1807 geschehen, daß zuerst Preußen den öster-
reichischen Bruderstamm im Stiche lasse, und nach kurzer
Frist dann seinerseits in der Vereinzelung zusammenbreche.
Wenn Osterreich in Italien angegriffen werde, so sei dadurch
auch Deutschland unmittelbar bedroht, denn der Rhein könne
ohne den Besitz des Po nicht vertheidigt werden. Der fran-
zösische Despot habe im Innern seines Reiches jede Freiheit
erstickt; jetzt mache er nicht die Freiheit, sondern die Revo-
lution zum Ausfuhrartikel, ganz so wie die frühern Könige
die Protestanten zu Hause verbrannt, und draußen gegen
Kaiser und Kirche unterstützt, und darin das Mittel gefunden
hätten, Lothringen und Elsaß dem Reiche zu rauben. Wer
jetzt in dem heiligen Kampfe zurückbleibe, verrathe das Vater-
land und zerreiße die deutsche Nation. So tönte es in
München und Augsburg, wie in Stuttgart und Darmstadt;
mit lärmendem Terrorismus wurde jede abweichende Meinung
erstickt, und unaufhörlich die Regierungen zu schleuniger Be-
waffnung (gedrängt. Die Wirkung war groß; die Herzen
des süddeutschen Volkes geriethen in glühende Bewegung:
niemals war seit 1848 so lautes Schalles Deutschlands Ehre
und Deutschlands Einheit gepriesen worden, wie es in diesem
Zeitungssturme des Wiener Preßbureaus geschah.
Ganz anders war die Stimmung im deutschen Norden.
Dort hatte man weder Schleswig-Holstein und Olmütz, noch
die schwere Krisis des Zollvereins vergessen; bei der großen
Mehrheit des preußischen Volkes herrschte nach liberalen
und nationalen Gefühlen eine starke Abneigung gegen Oster-
reich, während das Aufstreben Italiens zu Freiheit und Ein-
heit einer lebhaften Sympathie begegnete. Napoleon's klug