322 Der italienische Krieg. 1859
erringen würde, so sicher war auch sein Entschluß, auf dem
Wege gesetzlicher Reform zu beharren und die Rechte seiner
deutschen Mitfürsten zu achten, so lange sie nicht ihrerseits
durch feindselige Schritte gegen Preußen ihm selbst das
Schwert in die Hand drängten. Auch dem französischen
Kaiser dachte er dieselbe Schranke zu setzen und thatkräftig
einzugreifen, wenn sie überschritten würde. So entstand
bei ihm der Plan einer bewaffneten Vermittlung im geeigneten
Augenblick. Zunächst ließ er das preußische Heer, wie dies
jeder Staat beim Ausbruch eines großen Krieges im Nachbar-
lande thut, in die sogenannte Kriegsbereitschaft, eine Vor-
bereitung der Mobilmachung, treten. Durch vorzeitiges
Waffenklirren, z. B. Aufstellung eines Beobachtungsheeres
am Rhein, den französischen Angriff von Italien hinweg auf
Deutschland zu ziehen, war er keineswegs geneigt. Vielmehr
sollte die bewaffnete Vermittlung erst eintreten, wenn die
französische Armee, deren Sieg über die Osterreicher er für
sicher hielt, sich so weit in Italien verbissen hätte, daß im
Falle des Bruches die deutschen Heere am Rhein mit ent-
scheidender Ubermacht den Kampf aufnehmen könnten. So
ließ er einstweilen das Lärmen und Toben der süddeutschen
Presse gelassen über sich und seine Regierung ergehen, für
sich selbst völlig klar über sein Verfahren, von seinen Mi-
nistern freilich schwach unterstützt, da Fürst Hohenzollern
nicht fest genug gegen das süddeutsche Drängen, und Herr
von Schleinitz und sein Unterstaatssecretär von Gruner
einiger Maaßen außer sich über die Gefahren jedes activen
Entschlusses waren.
Unterdessen ging der Krieg seinen, Anfangs sehr lang-
samen Gang. General Graf Gyulay brach am 29. April mit