326 Der italienische Krieg. 1859
Italien behauptete, und für alle Verhandlungen beim Bundes-
tag Osterreich freie Hand vorbehielt. Also Aufrechterhaltung
der weitesten eigenen, Ablehnung der einzigen preußischen
Forderung. Aber diesem Hochmuth folgte die Vergeltung
auf dem Fuße. Am 23. Juni führte Franz Joseph sein
Heer über den Mincio den Franco-Sarden entgegen und er-
reichte am Abend die Höhen von Cavriana und Solferino.
Am 24. Morgens wurde er dort von dem Ansturm des
Feindes betroffen, und in Folge eines hartnäckigen, äußerst
blutigen Kampfes nach der Durchbrechung seines Centrums
zu erneutem Rückzug genöthigt. Mehr als 20000 Todte
und Verwundete bedeckten das grausige Schlachtfeld, und die
beiden kaiserlichen Feldherren schauderten bei dem Anblick
dieses unabsehbaren Massenelends. General Benedek, der
einzige unter den österreichischen Führern, der an dem Un-
glückstage mit Erfolg gekämpft, hat später erzählt, er habe
im Kriegsrath am folgenden Morgen auf die sofortige Er-
neuerung des Kampfes gedrungen, da die Franzosen ebenso
starke Verluste gehabt und weniger frische Truppen im Rück-
halt hätten als die Osterreicher; der Kaiser aber habe mit
Thränen im Auge gerufen: lieber eine Provinz verlieren, als
noch einmal so gräßliche Dinge erleben. Die Armee ging
unter die Kanonen von Verona oder hinter die Etsch zurück.
Die Lombardei war aufgegeben.
Eben an diesem entscheidenden 24. Juni sandte der
Prinz-Regent, unbeirrt durch Rechberg's abweisenden Erlaß,
eine Depesche nach London und Petersburg, worin Preußen
den Beginn seiner bewaffneten Vermittlung auf den beiden
Grundlagen der Erhaltung des Territorialbestandes und der
Durchführung politischer Reformen in Italien ankündigte, und