330 Der italienische Krieg. 1859
sollten sie auf einer baldigst zusammentretenden Conferenz in
Zürich erhalten. ·
Ein seltsamer Friede, bei dem der Sieger allen Hoff-
nungen entsagte, um derentwillen er den Krieg unternommen,
und der Besiegte zwar eine italienische Provinz verlor, dafür
aber die Oberherrschaft über ganz Italien auf's Neue zu-
gesichert erhielt. Auf das Tiefste verletzt über diesen Bruch
der Zusagen von Plombières war König Victor Emanuel,
und Cavour, im ersten Augenblick innerlich niedergeschmettert,
trat auf der Stelle aus dem Ministerium aus. Um keinen
Preis hätte er sich bei der Ausführung betheiligt, denn ein
italienischer Bundesstaat, mit dem Papste als Vorsitzer und
mit Osterreich nebst dessen beiden Agnaten von Toscana und
Modena als Mitgliedern, würde die Knechtschaft Italiens
nicht erleichtert, sondern verewigt und vor Allem auf Piemont
ausgedehnt haben. Cavour hatte sich früher, wie wir bemerkten,
mit dem Gedanken eines von Italienern geleiteten Bundesstaats
vertraut gemacht; jetzt aber kehrte er jeder Vorstellung dieser Art
den Rücken, und je härter das Schicksal ihn und sein Volk zu
erdrücken schien, desto kühner steigerte er die nationale Forde-
rung an die Zukunft: da unsere Fürsten fremdes Bluts und
Vasallen fremder Machthaber sind, gibt es für Italien nur
Eine Rettung, den absoluten Einheitsstaat. Nicht mehr als
Minister, aber als Parteiführer sandte er die Mahnung an
die Häupter der Erhebung in Parma und Modena, in
Florenz und Bologna, Stand zu halten auf jede Gefahr,
die Rückkehr der alten Machthaber unmöglich zu machen, jede
gewaltsame oder communistische Unordnung zu hindern, durch
allgemeine Volksabstimmung die Verschmelzung mit Sardinien
verfügen zu lassen. Hier zeigte sich denn, wie viel das italie-