1859 Erhebung des Volkes in Mittelitalien. 331
nische Volk in der Schule des Leidens gelernt hatte. Mit
musterhafter Sicherheit und Einmüthigkeit wurden jene In-
structionen durchgeführt, und ehe der August zu Ende ging,
hatten die vier Provinzen ihre Annexion an Piemont be-
schlossen und dem König Victor Emannel ihre Huldigung
übersandt. Dieser war für den Augenblick noch zu einem
hinhaltenden Verfahren genöthigt: er nahm dankend von den
Abstimmungen Kenntniß und versprach, ihre Wünsche den
großen Mächten Europas auf das Wärmste zu empfehlen.
Die Entrüstung in Wien bei diesem Hergang brauchen wir
nicht zu schildern; der Papst schleuderte seine Bannstrahlen
gegen das rebellische Bologna, beide Mächte aber wagten doch
kein gemeinsames Einschreiten: Alles kam hier auf Napoleon
an. Dieser aber sah mit Verdruß und Verlegenheit den Er-
eignissen zu, wußte sie jedoch nicht zu hindern. Er selbst
hatte in Villafranca jede Restauration durch die Waffen aus-
geschlossen; er selbst regierte in Frankreich auf Grund einer
Verfügung des allgemeinen Stimmrechts: wie konnte er einer
solchen in Bologna und Florenz mit brutaler Gewalt ent-
gegentreten? Er hatte die Fluthen sich sammeln und steigen
lassen; so mächtig er war, fehlten ihm jetzt die Mittel, sie
beliebig zurückzustauen; trotz seiner Ungnade brachen sie un-
aufhaltsam durch die künstlichen Ddämme hindurch. Für die
künftige Einheit Italiens war ein breites Fundament gegründet.
Die Aufregung, welche der Verlauf des Kriegs in den
Gemüthern der Menschen hervorrief, war in Deutschland kaum
geringer als in Italien, brachte es aber diesseits der Alpen nur
zu unscheinbaren, wenn auch nicht ganz erfolglosen Früchten.
Im Anfang des Kriegs sahen wir die Wellen der geistigen
Bewegung im Norden und Süden des Landes heftig gegen