Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1860 Zusammenkunft des Prinz-Regenten und Napoleon's. 359 
Aber was half es ihm? Er war einmal der Gegenstand 
allgemeines Argwohns geworden; nach den Schwankungen 
seiner doch immer aggressiven Politik traute man ihm, und 
nicht ohne Grund, Umwälzungspläne an allen Enden 
Europas zu; in diesem Augenblicke fand sich niemand mehr 
geneigt, mit ihm sich einzulassen. Unter solchen Umständen 
wandte er auf's Neue seinen Blick auf Preußen. Das ruhige, 
offene und feste Verhalten des Prinz-Regenten im vorigen 
Jahre hatte bei ihm nicht Haß, sondern Achtung hervorge— 
rufen: er ließ den Vorschlag zn einer persönlichen Zusammen— 
kunft nach Berlin gelangen. Der Regent hatte die Vor— 
stellung, Napoleon suche ihn mit Deutschland zu verfeinden 
und den Austausch Rheinlands gegen Schleswig-Holstein 
wieder zur Sprache zu bringen, lehnte den Antrag also 
zweimal ab, und nahm ihn endlich nur unter der erklärten Vor- 
aussetzung an, daß die Grundlage aller Verhandlungen die 
Unverletzlichkeit des deutschen Gebictes sein werde. Bereits 
hatte ihm König Max von Bayern seinen Besuch in Baden- 
Baden während des üblichen Sommeraufenthalts des Prinzen 
angemeldet; auch der König von Württemberg wollte kommen; 
dorthin lud der Regent auch den französischen Kaiser ein, 
und machte die bevorstehende Zusammenkunft durch Circular 
den deutschen Höfen bekannt. Dies bewirkte aller Orten ein 
nervöses Unbehagen, bei dem König von Hannover aber, den 
schon der Besuch des Königs Max in Baden mit Sorge und 
Verdruß erfüllte, die tiefste Gemüthsbewegung. Längst war 
ihm der Prinz-Regent mit seinen liberalen Ministern und 
seinen Bundesreformen verdächtig; das napoleonische Kaiser- 
thum aber betrachtete er vollends als die Fleischwerdung des 
teuflischen Geistes. Aus einer Verbindung Beider konnte
	        
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