1860 Schlußversammlung. König Max und der Prinz-Regent. 367
Indessen versuchte nach der Abreise der deutschen Fürsten,
wobei der König von Württemberg zum Prinz-Regenten
noch einmal über den Nationalverein heftig polternd sprach,
der gute König Max am 19. Juni sein Heil bei dem preußi-
schen Herrscher. Zuerst vertrat er als Vermittlungsvorschlag
die Dreitheilung des Bundesheeres; der preußische Plan sei
für die deutschen Souveräne unannehmbar, da er ihnen die
Verfügung über ihre Truppen nähme; Preußen möge also
seinen Plan zurückziehen. Aber ganz entschieden erwiderte
der Prinz, daß daran nicht zu denken sei; beide Pläne kämen
vor dem Bund zur Entschließung. Die Einheit sei an sich
das Beste, jedoch ergebe sich bei der Größe der Heere und
der Entfernung der Kriegstheater die Zweithcilung von selbst.
Bei der Dreitheilung proclamire man die Anarchie; die Ein-
sprüche und Verwahrungen der im Hauptquartier anwesenden
fürstlichen Commissare würden alle Bewegungen des Bundes-
heeres lähmen. Die Zweitheilung, sagte der König, wäre die
Theilung Deutschlands nach der Mainlinie. Sie wäre, er-
widerte der Prinz, eine momentane Maaßregel für die Dauer
des Kriegs. Ebenso geringen Erfolg hatte der König mit
dem Begehren, dem Nationalverein energisch entgegen zu
treten. Der Prinz bezog sich hinsichtlich seiner eigenen
Stellung zu den deutschen Fragen auf die Antwort an die
Stettiner, weigerte aber jede Verfolgung des Vereins, so
lange keine strafbaren Handlungen vorlägen; was Derartiges
in Sachsen, Hannover und sonst geschehen, habe allgemeine
Mißbilligung erfahren. Der König konnte dies nicht läugnen,
und wandte sich jetzt um so eifriger zu einem persönlichen
Wunsche, der ihn eigentlich zu dem Besuche in Baden getrieben
hatte, dem Wunsche, eine Annäherung an Österreich herbei-