1860 König Max's Vermittlung zwischen Preußen u. Österreich. 369
sprach, machte der König den Vorschlag zu einer persönlichen
Zusammenkunft des Prinzen mit dem Kaiser Franz Joseph,
zu deren Einleitung er mit Freuden die erforderlichen Schritte
thun würde. Der Prinz erhob keine Einwendung dagegen;
nur müsse, nach dem für Preußen beleidigenden Manifeste
vom vorigen Jahr, der erste Schritt von Wien aus geschehen.
Er fügte hinzu, daß er, seinem Grundsatze getreu, auf vor-
zeitige Garantien und Allianzen nicht eingehen würde, wohl
aber auf Besprechung bestimmter Kriegs-Eventualitäten, bei
denen Osterreich und Preußen in Verbindung mit Deutschland
vereint aufzutreten hätten.
König Max ging darauf bei der Wiener Hofburg mit
Eifer an das Werk der Versöhnung, und fand hier um so
günstigeren Boden, als Osterreich kurz zuvor in Petersburg
über die Herstellung der heiligen Allianz sondirt hatte, und
vom Fürsten Gortschakoff deshalb an Preußen verwiesen
worden war 1). Auch der Prinz-Regent that das Seinige,
indem er in einem Briefe an den Kaiser Franz Joseph die
Vorgänge in Baden schilderte, und daraus den Nutzen des
Zusammengehens von Osterreich und Preußen in der euro-
päischen Politik folgerte. Am 10. Juli antwortete dann der
Kaiser mit dem Vorschlage einer Zusammenkunft etwa in
Dresden. Es war unterdessen bekannt geworden, daß die
Könige der Mittelstaaten dringend wünschten, auch hier, wie
es in Baden geschehen, der Vereinigung der beiden Macht-
haber beizuwohnen; der Prinz-Regent aber fand darin keine
Verschönerung der Sache, und schlug deshalb dem Kaiser
eine Conferenz unter vier Augen in Toeplitz vor, welche
1) Bismarck's Berichte.
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. II. 21