380 Streit über die Heeresreform in Preußen. 1859
nahe gleicher Stärke mit der alten, auf jährlich 9½ Million
Thaler.
Heute gibt es nur Eine Stimme der Anerkennung für
das Werk König Wilhelm's, ohne welches die Gründung des
deutschen Reiches ein wesenloses Traumbild geblieben wäre.
Damals aber war es anders. Die öffentliche Meinung war
verbittert durch die Niederlagen der Regierung Friedrich
Wilhelm's IV. nach Außen bei einem harten Drucke des
feudalen Systems im Innern; sie war zugleich mißvergnügt
gegen das neue Ministerium geworden, von dessen Schwäch-
lichkeit sie weder nach Außen, noch nach Innen große Lei—
stungen mehr erwartete. Wozu einer solchen Regierung 49
neue Regimenter schaffen, lediglich zu glänzenden Parade-
märschen und zur Besoldung adlicher Lieutenants, die überall
durch Hochmuth und Grobheit den Bürger belästigten? Dafür
wolle man die Landwehr abschaffen, die herrliche Schöpfung
des Befreiungskriegs, die eigentliche Vertretung des Volkes
in der Armee: Und für solche Zwecke zu den bereits drückend
hohen Steuern noch weitere neun Millionen für die Linie,
deren Kosten schon bisher dem Staate die gebührende Unter-
stützung der productiven Erwerbszweige unmöglich gemacht
haben. So tönte es aus allen Theilen des Landes: es war
gewiß, daß in der nächsten Landtagssession heiße Debatten
bevorstanden.
Trotz dieser populären Bewegung war General Bonin
bereit, den in seinem Ministerium ausgearbeiteten und von
dem Regenten im Allgemeinen genehmigten Reformplan im
Landtage nach besten Kräften zu vertreten. Aber er hielt
das Gelingen für hoffnungslos, wenn man nicht die Kosten
der neuen Einrichtung auf das möglichst geringe Maaß be-