Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1861 Durchführung der Reform. Thronwechsel. 391 
im eigenen Namen begann König Wilhelm I. seine Regierung, 
ein Ereigniß, welches sonst die Neigung zur Etfüllung der könig= 
lichen Wünsche ohne Zweifel gesteigert hätte, jetzt aber bei 
dem herrschenden Groll nur in geringem Maaße seine Wirkung 
äußerte. In der Thronrede bei Eröffnung des Landtags am 
14. Januar sprach der König über die Heeresreform als eine 
fertige Schöpfung; die Landesvertretung werde sich der Auf- 
gabe nicht versagen, das Geschaffene zu bewahren und zu 
fördern. Zugleich erhielt das Herrenhaus die Mahnung, der 
Reform des Eherechts und der Ausgleichung der Grundsteuer, 
ohne welche die Heeresreform finanziell nicht gesichert sei, 
endlich seine Zustimmung zu geben. Dieser Wink, daß ein 
ungünstiges Votum über die Grundsteuer die Heeresreform 
stören würde, bewährte sehr schnell seinen Einfluß: die beiden 
früher verworfenen Gesetze wurden jetzt vom Herrenhause mit 
starker Mehrheit angenommen, und damit ein harmonisches 
Verhältniß zwischen der Krone und der hohen Körperschaft 
auf's Neue hergestellt. 
Leider kam es im zweiten Hause zu einem solchen posi- 
tiven Ergebniß nicht. 
Schon bei den Verhandlungen über die Antwortadresse 
auf die Thronrede machten sich scharfe Meinungsverschieden- 
heiten zwischen dem Ministerium und der bisherigen ministeriellen 
Partei auf dem Gebiete der auswärtigen und der deutschen 
Politik geltend. Trotz des lebhaften Widerspruchs des Herrn 
von Schleinitz nahm das Haus einen Antrag Vincke's an, 
Preußen habe kein Interesse, sich der Consolidation Italiens 
zu widersetzen, so wie einen andern seiner Commission, man 
sei dem Könige dankbar für seine Bemühungen um eine 
Reform der Bundeskriegsverfassung; dies aber sei nicht aus-
	        
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