400 Conflicte auf allen Seiten. 1861
schweren Gefährdung des europäischen Friedens, absehen
möge.
Diese Dinge waren es nun, welche die populäre Be—
wegung in allen deutschen Gauen unaufhörlich steigerten.
Donnernde Aufrufe des Nationalvereins, energische Beschlüsse
der Kammern in Dresden, Carlsruhe, Braunschweig, brausende
Bürgerversammlungen in Schwaben und Franken, Alle wieder-
holten die Forderung, das gute Recht Hessens und Holsteins
herzustellen, und Alle kamen zu dem Schlusse, daß die erste
Bedingung für das Gedeihen deutsches Rechts und deutscher
Macht die Schaffung einer deutschen Centralgewalt und eines
deutschen Parlaments sei. Eifrige Patrioten, wie der Herzog
von Coburg, bemühten sich in jeder Weise, den Einheits-
gedanken aus den Kreisen der Gebildeten auch in die großen
Massen des Volkes zu tragen: bei einem Fest der Gothaer
Bürgerschützen wurde auf seine Anregung ein deutscher
Schützenbund gegründet; bald gab es deutsche Turner= und
deutsche Sängerbünde, und bei jedem deutschen Festschießen
und Festsingen wurde des geeinten Vaterlandes Macht und
Glanz gepriesen. Dann folgten deutsche Abgeordnetentage,
deutsche Städtetage, Handelstage, Juristentage, und durch
alle Mannigfaltigkeit der behandelten Gegenstände zog sich
als rother Faden stets die Mahnung zur deutschen Einheit
unter dem Beifall dichtgedrängter Zuhörer hindurch. Es
war überall dieselbe Weise, dieselbe Begeisterung, dieselbe
Einmüthigkeit. Nur durfte, um dieselbe nicht zu stören, ein
Punkt nicht berührt werden, und zwar der entscheidende für
den ÜUbergang aus der Welt der Idcale in das Reich der
Praxis, die Frage nach dem künftigen Träger der deutschen
Centralgewalt. Darüber kreuzten sich, wie zehn Jahre früher,