Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

422 Conflicte auf allen Seiten. 1862 
Nicht besser war man trotz der Zusicherung der Thron- 
rede, in den deutschen Fragen fest auf dem bisherigen Wege 
zu beharren, mit der Haltung und den Erfolgen des aus- 
wärtigen Amtes zufrieden. Gleich in den ersten Sitzungen 
kamen Anträge auf nachdrückliche Erklärungen über Kurhessen, 
sowie über die Bundesreform, welche besondern Commissionen 
überwiesen wurden. Kurhessen betreffend, lagen zwei Redac- 
tionen vor, beide ganz entschieden gegen den Kurfürsten ge- 
richtet, immerhin die eine etwas ruhiger, die andere erheblich 
schneidender. Graf Bernstorff, der mit Freude Osterreich 
trotz alles sonstigen Haders in dieser Sache zu gemeinsamem 
Wirken bereit fand, bat eben deshalb die Commission dringend 
um Annahme der milderen Fassung, erwirkte aber nur mit 
Mühe eine Verschmelzung der beiden Vorschläge zu dem 
Satze: es sei dringend geboten, daß Preußen mit allen 
Mitteln auf vollständige Herstellung des verfassungsmäßigen 
Rechtes in Kurhessen wirke — was dann im Hause mit über- 
wältigender Mehrheit angenommen wurde. Uber den Grafen 
Bernstorff aber gingen unter den Abgeordneten wenig respert- 
volle Reden. Der habe gerade so viel Muth und Energie, 
wie der verflossene Schleinitz, mache nichts als diplomatische 
Winkelzüge, und erschrecke bei jedem offenen und kräftigen 
Ausdruck des Volkswillens. Nun waren eben die identischen 
Noten und deren Zurückweisung durch Preußen am 14. Februar 
erfolgt. Daß die Regierung auf die Noten nicht gleich mit 
Kanonenschüssen geantwortet hatte, damit war die Mehrheit 
des Hauses ganz einverstanden, aber um so eifriger drängte 
sie jetzt vorwärts auf dem Wege, auf dem nach ihrer Meinung 
allein das Heil lag, friedliche Eroberung des deutschen Volkes 
durch offene Aufstellung des ganzen kleindeutschen Programms.
	        
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