1862 Wachsender Zwiespalt. 423
Die betreffende Commission kam am 25. Februar zu einem
Beschlusse, der ziemlich unverblümt das Anrecht der deutschen
Nation an die Reichsverfassung von 1849 betonte, kurz und
rund dem Bundestage, der 1848 gesetzlich aufgehoben, nicht
ohne Zustimmung der Landesvertretungen hätte hergestellt
werden können, den rechtlichen Bestand absprach, und so zu
dem Antrage gelangte das Haus erachte als nothwendig
einen weitern Bund mit Osterreich, einen engern Bund der
übrigen deutschen Staaten mit einer durch Preußen geführten
Bundesregierung und einem deutschen Parlament; dies Alles
habe die Staatsregierung offen als das Ziel ihrer Politik
hinzustellen und zunächst durch Vereinbarungen mit den
deutschen Staaten der Verwirklichung entgegen zu führen.
Das Ministerium sah in diesen Erörterungen eine äußerst
gefährliche Überstürzung seiner deutschen Politik. Hatte doch die
Mehrzahl gerade seiner liberalen Mitglieder nur mit Widerstreben
der Depesche vom 20. December zugestimmt, welche durch die
Hindeutung auf Deutschlands Einheit eine so schwere Störung
der deutschen Einigkeit bewirkt hatte. Und jetzt sollte man
gegen die Rechtsbeständigkeit des Bundestags protestiren,
den Preußen wie alle deutschen Regierungen 1851 wieder
anerkannt, dessen Matricularumlagen seitdem alljährlich der
preußische Landtag und alle deutschen Kammern bewilligt
hatten! So wurde der Commission erklärt, der ganze Antrag
sei zur Zeit zweckwidrig; er werde überall die Gegner heraus-
fordern und stärken, und die Arbeit der Regierung für eine
erreichbare Bundesreform vereiteln. Die Antwort der Com-
mission war unbedingtes Beharren auf ihrem Beschlusse und
Einbringung ihrer Anträge in das Plenum des Hauses.
Der Vorgang machte bitterböses Blut auf beiden Seiten.