36 Olmützer Punctation. 1850
Vernichtungskrieg gegen Preußen; die großdeutschen Gesandten
sprächen die größte Sorge und Angst vor einer Möglichkeit
aus, daß Preußen durch volle Nachgiebigkeit Osterreich ent-
waffne', und dann in den Bundestag eintrete, ohne durch
einen Krieg ruinirt oder geschädigt zu sein. An all den
Gefahren sei der dänische Krieg Schuld, welcher den Kaiser
Nikolaus so heftig gegen Preußen gereizt habe.
Viele dieser Thatsachen und Meinungen waren auch
öffentlich bekannt geworden, und hatten die populare Er-
bitterung hoch gesteigert. Eine dumpfe Schwüle lag über
Berlin, die Volksmassen waren in leidenschaftlicher Erwartung,
wann endlich ein energischer Beschluß der Regierung den
Herzen Luft machen würde, und die Gerüchte von Branden-
burg's zum Kampfe rufenden Fieberphantasien steigerten die
Erhitzung der Gemüther. Manteuffel war in großer Unruhe;
er redete mit Prokesch, wie der Gefahr zu steuern sei, und
trat den russischen Gesandten an, daß er Preußens Fried-
fertigkeit seinem Kaiser berichte. Der König aber, immer un-
gnädig, wenn er von der Frankfurter Versammlung und deren
Thaten hören mußte, wollte von weiterer Nachgiebigkeit nichts
wissen, sondern blieb auf dem Satze, daß man die Zulassung
der Bayern in Hessen angeboten habe, wenn man die erfor-
derlichen Garantien erlange; also müsse bis zu deren Ein-
treffen der gegenwärtige Zustand erhalten bleiben, auf jede
Gefahr. Manteuffel telegraphirte dies nach Wien an Bern-
storff, und nach Frankfurt an General Peucker, und hob die
Verantwortlichkeit derer hervor, welche bei dem so günstigen
Stande der Friedensverhandlung durch muthwilliges Vorgehen
in Hessen die Kriegsfurie entfesseln würden. Preußische Truppen
besetzten indessen den ganzen Landstrich zwischen den Etappen-