1862 Neubildung des Ministeriums. 461
dem Entschluß, sowohl die Heeresreform, als die Verfassung
aufrecht zu erhalten.
Nach der Schließung der Landtagssession sorgte Bismarck
zunächst für die Vervollständigung seines Ministeriums. Das
auswärtige Amt übernahm er selbst, während Graf Bernstorff
wieder nach London zurückkehrte; in das Finanzministerium
berief er in Ermanglung eines Besseren den früheren Finanz-
minister im Manteuffel'schen Cabinet, Carl von Bodelschwingh;
an die Stelle des Herrn von Jagow im Ministerium des
Innern trat Graf Friedrich Eulenburg, ein grundgescheidter
Mann von großer Lebens= wenn auch etwas geringerer Ar-
beitslust, aber ein einsichtiger Politiker, ein unerschrockener
und schlagfertiger Debater, von festen monarchischen Grund-
sätzen und ebenso frei von beschränktem Parteifanatismus,
wie Bismarck selbst.
Es waren vor Allem die deutschen Fragen, welche von
dem neuen Cabinet eine sofortige Behandlung forderten. Bis-
marck ergriff sie ohne Zaudern. Er erklärte sein Beharren
bei dem Entschlusse, nur mit denjenigen Staaten 1866 den
Zollverein zu erneuern, welche dem französischen Handels-
vertrage beiträten. Hiebei blieb trotz des liberalen Abscheus
gegen seine Person die öffentliche Meinung Deutschlands,
bestimmt durch das Gewicht der materiellen Interessen, ganz
überwiegend auf preußischer Seite. Der deutsche Handelstag
in München begehrte am 18. October mit 104 nichtöster-
reichischen Stimmen gegen 96 österreichische und 4 süddeutsche
die Aufrechthaltung des französischen Vertrags. In Kurhessen
war der Landtag auf den 30. October einberufen, sprach dem
Kurfürsten seinen Dank für die Herstellung der Verfassung
aus, erfuhr aber, daß seine einzige Aufgabe die Annahme eines